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Version vom 25. Februar 2008, 11:22 Uhr



Aemtler im Zürichtal

Von der Armut in die russische Steppe getrieben

Vor 200 Jahren gründeten Zürcher Auswanderer auf der Krim die Kolonie Zürichtal

Nicht nur in Amerika haben Schweizer Auswanderer im 19. und 20. Jahrhundert Siedlungen gegründet und eine neue Heimat gefunden. Einige zogen ostwärts ins russische Zarenreich. Zwei Dörfer in der Ukraine sind bis heute stille Zeugen davon. Eine der Schweizer Siedlungen ist das vor 200 Jahren gegründete Zürichtal auf der Krim.

Seit der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert - der Zeit Peter des Grossen -machten zahlreiche Schweizer in Russland beachtliche Karrieren - als Ingenieure, Kaufleute oder als Wissenschafter, als Lehrer, Geistliche oder Offiziere, als Zuckerbäcker, Käser oder Uhrmacher. Doch ausser diesen im Zarenreich gefragten und angesehenen Fachleuten wanderten auch verarmte Schweizer nach Russland aus, um der wirtschaftlichen Not in der Heimat zu entfliehen und sich als Bauern eine neue Existenz aufzubauen. So entstanden 1805 die Schweizer Kolonien Zürichtal auf der Krim und 1821/22 abo in Bessarabien, südwestlich von Odessa am Schwarzen Meer.

Opfer der wirtschaftlichen Krise

Während sich in abo vor allem Weinbauern aus der Waadt ansiedelten, stammten die rund 50 Gründerfamilien von Zürichtal fast alle aus der Deutschschweiz, die meisten aus dem Kanton Zürich. Es waren vor allem verarmte Seiden- und Baumwollspinner, Weber, aber auch Bauern, die sich von Werbern im Auftrag von Zar Aleksandr I. zur Auswanderung auf die Halbinsel Krim bewegen liessen. Sie litten unter der Wirtschaftskrise, die durch das Ende der Schweizer Handspinnerei ausgelöst worden war. Einige von ihnen hatten auch Angst, für das Europa beherrschende Frankreich Kriegsdienst leisten zu müssen. Der Grossteil der Auswanderer kam aus Affoltern am Albis, Bonstetten, Hausen, Hirzel, Mettmenstetten, Seebach und Wallisellen. Die Reise ins Russische Reich begann im Spätherbst 1803 in Konstanz. Geleitet wurde sie vom ehemaligen Grosskaufmann Hans Caspar Escher, der nach dem Konkurs seiner Firma 1789 ins Zarenreich ausgewandert, in russische Kriegsdienste eingetreten und Major des Moskauer Dragonerregimentes geworden war.

Die Fahrt mit Schiffen und Pferdewagen führte über Regensburg, Wien, Pressburg (Bratislava), das Tatra-Gebirge und Lemberg auf die Krim. Viele verliess unterwegs der Mut, und sie kehrten wieder um. Eine Gruppe Luzerner blieb in Wien, 30 bis 40 Menschen, vor allem Kinder, starben auf der Reise an den Pocken. Auf dem Weg gesellten sich auswanderungswillige Deutsche zu ihnen. Im Sommer 1804 kamen die Schweizer, insgesamt 228 Personen, auf der Krim an. Dies ist einem Dokument aus dem Staatlichen Archiv der Autonomen Republik Krim in Simferopol' zu entnehmen. Zunächst wurden sie unter misslichen Bedingungen in der offenen Steppe angesiedelt; an Ostern 1805 konnten sie in das vorher von Krimtataren bewohnte Dorf Dejlav in der Nähe der grossen Handelsstrasse Simferopol'-Feodosija übersiedeln. Dort entstand am Bach Indol das Schweizer Dorf, das die Auswanderer in Erinnerung an ihre Heimat «Zürichtal» nannten.

Das Leben der Kolonisten war schwierig.

Die Weber und Spinner hatten kaum Erfahrung in der Landwirtschaft, die Bauern mussten sich mit dem Klima und dem Boden vertraut machen. Dazu wurde das Dorf von Krankheiten, Heuschreckenplagen und Missernten heimgesucht. Aber nach und nach wandelte sich die Situation zum Besseren. Weizenanbau, Viehzucht, später auch Obst- und Weinbau brachten Erfolg. Am Bach entstand eine Mühle, die Siedlung wuchs und zählte 1848 bereits 74 Hofstellen mit je rund 44 Hektaren Land. Wie die anderen Kolonistendörfer, die vom Militärdienst befreit waren, profitierte auch Zürichtal vom Krimkrieg (1853-1856): Die Bewohner konnten der russischen Armee Lebensmittel verkaufen und mit dem Gewinn Land erwerben. Die Nachfahren der ausgewanderten Schweizer wurden zu wohlhabenden Bauern, zum Teil sogar zu Grossgrundbesitzern. Schon bald galt Zürichtal als die wohlhabendste und vornehmste der deutschen Kolonien auf der Krim.

Geistliche Betreuung und Missionierung

Nicht nur wirtschaftlich ging es aufwärts, auch das kirchliche Leben entwickelte sich. In den Anfangsjahren bekam Zürichtal kaum geistliche Betreuung. Nur einmal jährlich besuchte ein evangelischer Pfarrer die Kolonie. Gottesdienst wurde in Stuben gehalten, bis 1820 ein einfaches Gotteshaus errichtet wurde. Dass sich 1822 ein Schweizer Pfarrer in Zürichtal niederliess, war der Basler Missionsgesellschaft zu verdanken, die sich entschieden hatte, Südrussland zu einem Schwerpunktgebiet ihrer Arbeit zu machen. Dabei ging es nicht nur um die geistliche Betreuung der deutschen Bauernkolonien, sondern auch um die Missionierung unter den in dieser Region lebenden Muslimen, vor allem Tataren.

Die Basler Missionsgesellschaft schickte Pfarrer Heinrich Dietrich aus Schwerzenbach nach Zürichtal.

Laut Berichten war er in der geistlichen und seelsorgerlichen Arbeit sehr erfolgreich. Er widmete sich nicht nur geistlichen Aufgaben, sondern nahm sich auch des Schulwesens an. Die wirtschaftliche und kulturelle Blüte der Siedlungen im 19. Jahrhundert ist wesentlich seinem Einsatz zu verdanken. 1860 wurde in der Mitte der Siedlung eine stattliche Kirche gebaut. Zürichtal wurde zum Sitz der Propstei, das Kirchspiel umfasste Ende des 19. Jahrhunderts 36 Bauernkolonien und die Städte Staryj Krym, Feodosija und Ker?. Konfessionell hatte eine Vereinheitlichung stattgefunden. Die Katholiken waren weggezogen und hatten in der Steppe eine eigene Siedlung gegründet. Die Reformierten - zu denen die ursprünglichen Schweizer Kolonisten mehrheitlich gehörten - hatten sich mit den in grosser Zahl zugezogenen schwäbischen Lutheranern vereinigt; das reformierte Bekenntnis war verschwunden.

1860 gründeten Nachfahren der Kolonisten sieben Kilometer nordöstlich von Zürichtal in der Steppe das Dorf Neu-Zürichtal, eine von vielen Tochterkolonien, die als Folge der wirtschaftlichen Blüte und des Bevölkerungswachstums entstanden.

Ende des Ersten Weltkrieges zählte man auf der Krim 314 deutschsprachige Siedlungen. 1918 lebten in Zürichtal 590 Menschen, 1926 waren es 738. Viele waren nicht mehr direkte Nachkommen von Schweizern. Im Lauf der Jahre hatten sich viele deutsche Auswanderer in Zürichtal niedergelassen. Aus der Schweiz dürfte den Dorfgründern kaum mehr jemand gefolgt sein. Umgeben war Zürichtal vorwiegend von Dörfern mit Siedlern aus Baden, Württemberg und der Pfalz, was sich auch auf die Sprache auswirkte. In Zürichtal entstand eine schwäbisch-schweizerdeutsche Mischmundart, in der süddeutsche Elemente mehr und mehr dominierten. Zudem lernten die Kinder der zweiten und dritten Generation zusätzlich bald Russisch und Krimtatarisch. Als Muttersprache behielten sie ihren deutschen Dialekt, die Unterrichtssprache in der Schule war Hochdeutsch.

Mit der Angleichung des Dialektes ging auch das Bewusstsein der Herkunft verloren. Es war zusehends unwichtig, ob die Vorfahren aus der Schweiz oder einem deutschen Fürstentum gekommen waren - die meisten fühlten sich zusammen mit den Kolonisten der umliegenden Dörfer als Deutsche. Dies wurde dadurch verstärkt, dass alle Zürichtaler Bauern russische Staatsbürger waren. Nur Familiennamen wie Lüssi, Dubs, Aeberli, Vollenweider, Huber oder Näf verwiesen noch auf die Schweizer Vorfahren.

Der Erste Weltkrieg und die bolschewistische Revolution hinterliessen auch in Zürichtal ihre Spuren.

Die weitgehend «zu Deutschen gewordenen» Nachfahren der Schweizer Kolonisten wurden von den 1915 erlassenen Liquidationsgesetzen (Enteignung der deutschen Landbesitzer) genauso wenig verschont wie die deutschen Siedler. Die Interimsregierung machte nach der Revolution diese Gesetze zwar rückgängig. Dafür trieben die Bolschewiken ab 1929 die Kollektivierung der Landwirtschaft verstärkt voran. Einzelne Zürichtaler machten widerwillig mit, andere weigerten sich. So wurden auch aus Zürichtal einige Bauern, die nicht bereit waren, den Grossteil ihres Besitzes abzugeben, «abgeholt» und in den Ural deportiert. Anfang der 1930er Jahre wurde die Kirche geschlossen und in ein Kulturhaus verwandelt, der Turm wurde gesprengt.

Das Aus für Zürichtal

Der Zweite Weltkrieg bedeutete das endgültige Aus für Zürichtal. Stalins Weisung, alle Sowjetdeutschen als «Staatsfeinde» zu deportieren, traf 1941 auch das von den Schweizern gegründete Dorf. Einen Tag hatten die Bewohner Zeit, um die nötigsten Sachen zusammenzupacken, ehe sie am 18. August auf die lange, beschwerliche und für viele tödliche Reise nach Kasachstan geschickt wurden.

In den Deportationsgebieten wurden sie als Arbeitskräfte auf Kolchosen und Sowchosen verteilt oder mussten in den Arbeitslagern der sogenannten Trudarmee arbeiten, wo sich ihre Spuren oft verloren. In die leerstehenden Häuser Zürichtals zogen nach und nach Russen und Krimtataren ein. Nach dem Ende des Kriegs wurde Zürichtal genauso wie die anderen deutschen Siedlungen umbenannt - in Zolotoe Pole (Goldfeld). Heute zählt das Dorf 3500 Einwohner. Spuren der früheren Schweizer Kolonisten sind kaum noch zu finden. Die markanteste Erinnerung an die Vergangenheit ist die 1860 erbaute Kirche auf einer Anhöhe am Dorfeingang. Anfang der 1990er Jahre wurde sie restauriert. Seither dient sie als orthodoxes Gotteshaus.


Norbert Rütsche

Der Autor ist freier Journalist und lebt in Sarajewo und Freiburg im Breisgau.


Quelle: NZZ 10. September 2005

200 Jahre Zürichtal» wird gefeiert

N. R. Aus Anlass des 200-jährigen Bestehens der von Zürcher Auswanderern gegründeten Kolonie Zürichtal auf der Krim lädt die Siedlung, die heute den Namen Zolotoe Pole trägt, am 17. September zu einem grossen Dorffest und einer feierlichen Jubiläumsveranstaltung ein. Die Eidgenossenschaft wird dabei vom schweizerischen Botschafter in der Ukraine, Christian Faessler, vertreten. Auch Vertreter der Gemeinden Bonstetten, Wallisellen und Ottenbach, aus denen mehrere der Gründerfamilien von Zürichtal stammten, werden daran teilnehmen. Auf dem Programm steht unter anderem die Eröffnung eines Museums über die 200-jährige Geschichte von Zürichtal. Der Kanton Zürich und die Zürcher Auswanderergemeinden stellten dafür zahlreiche Ausstellungsgegenstände zur Verfügung. Möglich geworden ist das Museum dank der Unterstützung der schweizerischen Botschaft in Kiew, die anlässlich des Dorfjubiläums zudem Erneuerungsarbeiten an der Grundschule in der ehemaligen Schweizerkolonie finanziert.


200 Jahre Zürichtal - Zolotoe Pole, Krim

Jubiläumsanlässe 16./17.18. September 2005

Reisebericht

Teilnehmer aus der Schweiz

Bonstetten: Hans Tanner, alt Gemeindepräsident, Pierre Balmer


Ottenbach: Hansruedi Böhler, Gemeindeschreiber

Wallisellen: Albert Grimm

Vom DEZA, Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Bund) zwei Personen

HR. Böhler reiste mit dem Flugzeug via Kiew nach Simferopol. Dort gab der Schweizerische Botschafter, Christian Faessler, einen Empfang für die einzeln angereisten Gäste, auch Vertreter der Deutschen Botschaft waren anwesend und Gäste aus Deutschland. Übernachtung im gleichen Hotel, wo der Empfang gegeben wurde. Am anderen Tag reiste die Gruppe mit einem Bus nach Zolote Pole, dem ehemaligen Zürichtal. Dort fand bei schönstem Wetter ein Empfang beim Dorfeingang im Freien statt. Die Ansprachen wurden durch den persönlichen Dolmetscher des Botschafters übersetzt. Für die Gäste sprach Pierre Balmer. Anschliessen spazierten die Gäste durch das ehemalige „Unterdorf“ zur einstmals evangelischen- lutherischen, 1860 erbauten, Kirche. Seit 1991 ukrainisch-orthodoxe Kirche. Hier wurde eine Gedenktafel an der Außenwand enthüllt. Für die Gäste sprach Albert Grimm, Wallisellen. Anschliessend wurde das, im Schulhaus neu eingerichtete Museum und zwei, ebenfalls neu eingerichtete Schulzimmer besichtigt. (Mit Geräten für Sprach- und Geschichtsunterricht) Alles von der Schweizer Botschaft finanziert. Für die Gäste sprach hier Hans Tanner. Das gemeinsame Mittagessen fand im Dorf , in einem öffentlichen Saal statt. Auf dem Leninplatz tanzten und sangen anschliessend sehr gekonnt verschiedene Gruppierungen für die Gäste und die zahlreich erschienene Dorfbevölkerung. Ein Chor sang sogar das Lied „Simmelibärg“ auf deutsch. Hier war HR. Böhler der Redner für die Gäste. Die Gäste besuchten anschliessend eine Kellerei für Krimsekt. Die Gäste reisten anschließend nach Feodosija an die Schwarzmeerküste und übernachteten auch dort. Rückreise entlang der Schwarzmeerküste nach Simferopol und mit dem Flugzeug nach Kiew. Die Gäste reisten Anderntags einzeln zurück in die Schweiz oder nach Deutschland. HR. Böhler besichtigte mit einer, von der Botschaft vermittelten, Reiseführerin am Montag vormittag, die schöne Stadt Kiev. Die anderen Gäste reisten am Montagmorgen , 18. September, einzeln zurück in die Schweiz.

Quelle/Autor: Peter Eichhorn. Aufzeichnung nach Auskünften von Hansruedi Böhler Drei DVD bei Hansruedi Böhler. Fotos aus der DVD bei P. Eichhorn, Adobe Photoshop> „Zürichtal“


Diverse Akten unter K=Krim Büro L, noch für Wiki bearbeiten Google= >Norbert Rütsche>Krim, diverse Artikel

Quellen:

Marion Weisbrod- Bühler, Hausen

Zürichtal - eine Bauernkolonie in der Krim 1961, 60 Seiten

Tatsachenbericht mit vielen Quellenangaben


Paula Grimm

Zürichtal - eine Schweizer Kolonie in der Krim SJW 1965

Der Tatsachenbericht von M. Weisbrod, als Erzählung. 32 Seiten


Verkehrs und Verschönerungsverein Voketswil

Willy Fischer, Ittingen

Die Schweizerkolonie Zürichtal auf der Krim und ihr erster Pfarrer, Heinrich Dietrich von Schwerzenbach1978,


Dieser Bericht beruht auf dem Tatsachenbericht von M. Weisbrod, ergänzt mit dem Wirken und Sterben des Pfarrers Heinrich Dietrich. Mit vielen Quellenangaben. Zürichtal betreffend 21 Seiten


Die drei Hefte sind in der Regionalbiblothek Affoltern a.A., unter "Heimatkunde" auszuleihen.


Im Compi unter "Ottenbach" ist das Büchlein "Zürichtal - eine Bauernkolonie in der Krim, von Frau M.Weisbrod- Bühler, Hausen, kopiert. Noch in den Wikipeter übertragen. 10.2.2008


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