Weberei Haas - Bodmer - Hürlimann

Aus Ottenbach
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Die Gründer und ihre Nachfolger

Johann Arnold Walter Bodmer-Knechtle *22.02.1836 †11.12.1925

Walter Bodmer-Hürlimann *23.03.1863 †24.03.1905

Sohn von J.A.W. Bodmer

Walter O. Bodmer-Simon *11.11.1896 †10.09.1989

Sohn von Walter Bodmer-Hürlimann

Otto Hürlimann, Fabrikdirektor †Mai 1953 78 J.]]

Verena Bodmer *10.01.1928


Der Ottenbacher Fabrikkanal - Energiespender und Naturschutzgebiet

Der Fabrikkanal bildet, zusammen mit den Gebieten Bibelaas und Gmeimatt (Eisfeld) das grösste zusammenhängende Naturschutzgebiet auf Ottenbacher Boden. Die Reuss bildet die westliche Grenze der ca. 133‘000 m2 umfassenden Fläche. Vor allem in der wärmeren Jahreszeit wird das Gebiet stark genutzt. Bei Badewetter ist die Strecke vom Kanalwehr bis zur Reussbrücke die beliebte Ottenbacher „Riviera“. Auch Naturbeobachter, Jogger, Biker und Wanderer geniessen die einmalige Flusslandschaft. Ein später erscheinender Artikel wird sich mit der speziellen Flora und Fauna befassen.

In der folgenden kurzen Abhandlung soll aber die Geschichte des sogenannten „Fabrikkanals“ erläutert werden.

Die Getreidemühle

Schon im Jahr 1454 finden sich drei Familien namens Müller auf den Steuerlisten. Der Beiname von Hans Müller „Ze Rüss“ und ein steuerbares Vermögen von 100 Pfund weist darauf hin, das er in Ottenbach eine Mühle betrieben hat. Detaillierte Informationen liegen aber erst im 17. Jahrhundert vor. In einer Eingabe an die „Gnädigen Herren“ in Zürich, beantragen der Ottenbacher Müller Heinrich Grob und die Zivilgemeinde Ottenbach 1638, das Müller Grob an der Reuss einen neuen „Malhufen“ - bestehend aus einem Mühl- und Bodenstein sowie einem Wasserrad – errichten dürfe. Erst 1645 bewilligte der Zürcher Rat den Bau. Die heutigen Baugesuche werden doch etwas speditiver behandelt. Oder? 1647 war die neue Mühle an der Reuss fertiggestellt. Diese Mühle blieb so bis 1836. Eine, in diesem Jahr ausgestellte Wasserechtsurkunde, bewilligte dem Ottenbach Müller den Bau einer neuen Wasserkraftanlage. Dazu liess er einen Kanal bauen, der ein neues Wasserrad antrieb. Für die bessere Wasserfassung baute er ein Streichwehr in die Reuss.

Von der Mühle zum Textilgewerbe

Im 17. und 18. Jahrhundert war die Textil- Heimindustrie in allen Bezirksgemeinden stark verbreitet. Sie bot den vielen Klein- und Halbbauern das nötige Zusatzeinkommen. Vor allem wurde Baumwolle gesponnen, aber auch Mousseline- und Indienne- Webstühle standen in den Kellern und Stuben. In Ottenbach waren diese Einkommen ebenfalls zum Überleben nötig. Als die erste industrielle Weberei 1843 am Fabrikkanal ihren Betrieb aufnahm, wurde diese für über 100 Jahre der wichtigste Arbeitgeber in Ottenbach. Fast aus jeder Ottenbacher Familie arbeitete jemand in der „Fabrik“. Auch aus den benachbarten Aargauer Gemeinden kamen jeden Tag Arbeiterinnen und Arbeiter zu Fuss oder mit dem Velo zur Arbeit. (In Zwillikon und Obfelden waren ebenfalls Webereien in betrieb) 1920 arbeiteten 220 Personen in der Weberei , 1943 noch 110. In meiner Jugendzeit erlebte ich den Arbeitsbeginn- und Ende jeden Tag. Am morgen strömten die Arbeiterschar auf der Muristrasse zur Fabrik. Die meisten zu Fuss, wenige mit dem Velo. Punkt 06.30 Uhr ertönte zum Arbeitsbeginn ein durchdringender Sirenenton. Die Mittagspause um Punkt 11.00 begann wiederum mit Sirenenklang. Die Hausfrauen zuvorderst, (zu Hause musste noch das Essen zubereitet werden) strömte das Volk an den Mittagstisch. Auf Punkt 13.00Uhr das Ganze wieder zurück. Arbeitsschluss Punkt 17.30 Uhr, immer mit Sirene.

Die Seidenstoffweberei

1869 wurde die Wasserkraftanlage an die „Mechanische Seidenstoffweberei Zürich“ der Herren Bodmer und Hürlimann verkauft, welche die Mühle bis 1871 in eine Textilfabrik umbauten. Zehn Jahre lang trieb das Wasserrad von 1836 die Webstühle der Seidenweberei an. 1880/81 wurde die Fabrik vergrössert und das Wasserrad durch eine leistungsfähigere Turbine ersetzt. Doch selbst diese reichte für den Antrieb der nunmehr 200 Webstühle nicht aus, die fehlende Energie lieferte eine Dampfmaschine. (Standort beim heutigen Ladeneingang) Für die Speisung der Gaslampen brauchte man Karbid. Mit dem Einbau der heute noch bestehenden Francisturbine der Firma Bell in Kriens, Baujahr 1920, setzte eine starke Modernisierung ein. Die mechanischen Transmissionsanlagen wurden abgebrochen und die Fabrikanlage elektrifiziert. Die 350 kleinen Webstühle wurden durch 120 grössere, leistungsfähigere ersetzt. Die fehlende Energie bei Niedrigwasser erzeugte man immer noch mit einer Dampfmaschine. Erst ab 1936 lieferte die EKZ den zusätzlich benötigten elektrischen Strom.

Die Weltwirtschaftskriese

Die Weltwirtschaftskriese um 1930 brachte das Unternehmen 1932 zu Fall. Die Fabrik, samt Wasserkraftanlage, übernahm die Seidenstoffweberei A.F. Haas. Sie produzierte bis 1970 Kleider-, Möbel- und Dekorationsstoffe. Die Einführung einer neuen Webstuhlgeneration erforderte vollklimatisierte Websäle und führte zur Verlegung der Produktion in andere Betriebe. Seit 1975 dienen die Fabrikräumlichkeiten nur noch zu Verkaufszwecken, heute unter dem Namen „Haas-Shopping“.

1977 erwarb der Kanton Zürich, im Zusammenhang mit dem Reussuferschutz, unter anderem das Turbinenhaus samt Einrichtungen. Der verschlammte Kanal wurde gereinigt und die Turbinenanlage restauriert. Sie ist der Öffentlichkeit als Museum zugänglich. Der ganze Kanal, vom Einlaufbauwerk bis zur Mündung ist im Besitz des Kantons Zürich und zusammen mit den Flachmooren Bibelaas und Gmeimatt (Eisfeld) ein einmaliges Naturschutzgebiet.

Quellen: -Bernhard Schneider, Ottenbachs Bevölkerung im Wandel der Zeit ( Zu beziehen in der Gemeindekanzlei) -Hochbauamt des Kantons Zürich, Faltprospekt zum Museum

Der obige Artikel erschien im "Ottebächler" 127 März 2005 Autor: Peter Eichhorn

Hochwasser im Kleinkraftwerk Haas, 21. August 2005

Das Wetter schlägt Purzelbäume. Lange Trockenheit kurze aber heftige Niederschläge machen der Wasserkraftnutzung auch in der Schweiz zu schaffen. Die Überschwemmungen vom August 2005 spielten auch verschiedenen Kleinwasserkraftwerken übel mit. Die stiftung revita wurde beauftragt Schadensanalysen zu erarbeiten.

KWKW Haas in Ottenbach (ZH) Die 1837 erstellte Anlage war bis 1975 industriell in Betrieb. Der Kanton Zürich übernahm die Anlage 1977, stellte sie unter Denkmalschutz und betreibt das KWKW seither als Wasserkraft Museum.

Am 21. August 2005 überfluteten die Wassermassen der Reuss den Maschinenraum kniehoch. Obwohl der Kraftwerksbetrieb sofort eingestellt wurde richtete das frachtbeladene Wasser grossen Schaden an. Die Kantonale Denkmalpflege des Kt. Zürich gab der stiftung revita den Auftrag den Umfang des Schadens und die Kosten für die Wiederinstandstellung zu ermitteln.

Generator, Schaltschrank und mehrere Wellenlager wiesen Wasserschäden auf. Der eingeschwemmte Sand bedeckte den Turbinenraum bis auf 60 cm Höhe. Die Turbine war durch schweren Sand blockiert. Die Schwierigkeit dieser Aufgabe bestand darin, trotz beschränkter Zugänglichkeit eine verlässliche Beurteilung abzugeben.

Quelle: Stiftung Revita Langenbruck www.revita.ch