Warum gerade Tagfalter?

Aus Ottenbach
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Erfolgskontrolle der durch das LEK (Landschaftsentwicklungskonzept) getroffenen Massnahmen

Wer kennt sie nicht, die Raupe im Gartenbeet die am Laub unserer Rüebli knabbert? Dann ist sie weg, versteckt in einer Puppe hängt sie an einem selbstgesponnenen Faden und wiederum plötzlich erscheint ein grosser, wunderbar gefärbter Falter und sitzt auf einer Blüte um mit seinem langen Saugrüssel Nektar auf zu nehmen. Ein Schwalbenschwanz ist da und schwebt und gaukelt mit seinen schuppigen Flügeln vor unseren Augen. Schmetterlinge stellen sehr hohe und differenzierte Ansprüche an ihren Lebensraum, den sie mit vielen anderen Lebewesen teilen, nicht zuletzt mit uns Menschen. Ihr Vorkommen und ihre Artenvielfalt ist ein geeigneter Indikator um etwas über die Qualität des Ökosystems unseres Siedlungsraumes Dorf und Landschaft aus zu sagen.

2007 wurde ein Tagfalterprojekt gestartet um durch das LEK getroffene Massnahmen zu kontrollieren.

In drei sehr unterschiedlichen Landschaftstypen wurden Transekte in der Landschaft bestimmt um darauf regelmässig die hier fliegenden Schmetterlinge zu zählen und nach Arten zu bestimmen. (Ein Transekt ist eine nach bestimmten Kriterien festgelegte Route im Gelände.)

  • Schutzgebiet Reuss: mit Naturschutzgebiet, Hecken, Trockenmauern

und Landwirtschaft. Ein naturnahes Gebiet mit hohem Potenzial.

  • Isenberg: mit Wegrändern, Waldrändern und

Hecken. Landwirtschaftliche Flächen die zum Teil extensiv genutzt werden.

  • Witenlaach: Landwirtschaftliche Nutzung.

Diese Routen wurden in der Zeit von Mitte Mai bis Ende Juli drei Mal begangen. Die Erhebungen wurden in einem Protokoll festgehalten. Dieses Protokoll ermöglicht Vergleiche und ist Grundlage für die Auswertung die in einem Bericht zusammen gefasst wird.

Für die Begehungen müssen günstige Wetterbedingungen bezüglich Wind, Temperatur und Sonnenschein herrschen.

  • Wind: Die Windstärke darf höchstens 3 Bf betragen. Kleine

belaubte Zweige in Bewegung.

  • Temperatur: Die Lufttemperatur muss mindestens 13C betragen.
  • Sonnenschein: während mindestens 60% der Aufnahmezeit muss die

Sonne scheinen. Als Sonnenschein gilt eine Wettersituation, bei der Schatten sichtbar sind.

Ein Fangnetz, Schreibzeug, Thermometer, Lupe, feldtaugliche Bestimmungsliteratur, Sonnenschutz und Wasserflasche waren immer dabei auf den drei – vierstündigen Touren. 13 Tagfalterarten konnten sicher bestimmt werden. Die Sammelgruppen Weisslinge, Colias sp. und die Taubenschwänzchen wurden separat erfasst.

Kleine Artenvielfalt

Die Ergebnisse zeigen eine kleine Artenvielfalt. Immerhin waren auch Arten dabei, die besondere Ansprüche an ihren Lebensraum stellen. Um diese Ergebnisse zu bestätigen und zu vertiefen, sollen die Erhebungen im 2008 weitergeführt werden.

Schmetterlinge stellen sehr unterschiedliche Ansprüche an ihre Lebensräume, auch ist ein langer Abschnitt ihres Lebens, nämlich vom Ei bis zur Verwandlung aus der Puppe, unserer Wahrnehmung oft verborgen.

Zum Einen benötigen sie Pflanzen an denen sie ihre Eier ablegen können und die daraus schlüpfenden Raupen das für ihre Entwicklung nötige Futter finden. Sie werden von den Faltern ausgesucht und müssen den Bedürfnissen der einzelnen Arten entsprechen.

Dabei können Arten wie z.B. der Schwalbenschwanz auch auf Kulturformen ausweichen. (Rüebli gehören zu den Doldengewächsen) Aber eigentlich lieber Wildformen bevorzugen. Wilde Möhren wachsen gerne an sonnigen, trockenen und mageren Stanorten.

Der Zitronenfalter dagegen benötigt als Futterpflanze für die Raupen Kreuzdorn und Faulbaum die gerne in Hecken, Waldrändern und Waldlichtungen wachsen.

Der Kleine Moorbläuling

Der Kleine Moorbläuling zusammen mit dem Lungenenzian und den darauf gelegten Eiern

Wiederum andere benötigen ausschliesslich Gräser als Futterbasis für ihre Raupen, oder sind auf eine einzelne Pflanzenart spezialisiert wie zum Beispiel der Kleine Moorbläuling (Maculinea alcon).

Noch 1992 wurde in Ottenbach diese hochspezialisierte Art gefunden.

Die Eiablage erfolgt an den Blütenknospen von Lungenenzian. Die Räupchen bohren sich in die Blüten und fressen Staubbeutel, Fruchtknoten und Samen. Nach der letzten Häutung kriechen die Raupen aus der Blüte auf den Boden und werden von roten Wiesenameisen in deren Bau transportiert, wo sie durch die Ameisen mit Ameisenlarven gefüttert werden. Als Raupe verbringen sie den Winter im Ameisennest um es dann als Falter im Frühjahr zu verlassen. 2007 konnte blühender Lungenenzian gefunden werden, nicht aber der Kleine Moorbläuling.

Die Lebensräume, die Schmetterlinge benötigen, möchten wir durch diese Erhebung besser kennen lernen damit vorhandenes gepflegt und erhalten werden kann, so, dass z. Bsp. der Schwalbenschwanz für seine Eier wieder vermehrt die Blätter der wilden Möhre findet und mit seiner imposanten Erscheinung als Falter zeigt, dass auch der uns verborgene Teil seiner Entwicklung möglich ist.


Ein detaillierter und illustrierter Artikel über den Moorbläuling auf der Seite >Ameisen, Lungenenzian und Moorbläuling


Infos zum LEK:

Die Zukunft der Landschaft mitbestimmen. Umweltpraxis Nr. 44 / April 2006

Infos zur Bedeutung der Tagfalter:

Schiess, Heinrich: Zarte Flagschiffe: Die Tagfalter, Gefährdung, Lebensraum und Förderung; Wildbiologie März 2007

> http://tagfalter.ch/

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Aktualisiert 2020