Vogel des Jahres 2006: Der Eisvogel

Aus Ottenbach
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Ottebächler Nr. 136 September 2006

Ich beginne meine Arbeit jeweils damit, Informationen zusammen zu suchen. Meistens suche ich zuerst im Internet, denn das geht schnell und es ist immer etwas zu finden. Nur passiert mir jedes Mal, wenn ich ein Lexikon zur Hand nehme oder eben im Internet nachforschen gehe, das Selbe: Ich stosse auf eine Menge interessanter Stichworte und Artikel; ich verfolge diese und weiss am Schluss bald nicht mehr, was ich eigentlich gesucht habe: «Vogel des Jahres».

Erwartet habe ich den Eisvogel, aber nein, der Kleiber posiert auf der ersten angeklickten Seite! Der ist auch oben blau und unten rot, nur hat er nicht die metallisch schillernden Farben wie der Schweizer Vogel des Jahres. Sein Rücken ist eher schiefergraublau und die Unterseite rostrotbraun. Sein Schnabel ist auch viel kleiner, aber ebenso spitz und recht kräftig. Perfekt für seine Futtersuche: Als Bewohner älterer Laubbaumbestände ist er weniger schwierig zu beobachten als der Eisvogel. Aber auch er hat Spektakuläres zu bieten: er ist der einzige Vogel, der kopfüber die Bäume hinunterlaufen kann. Seinen Namen bekam er, da er sich seine Bruthöhle in alten Eichen oder Buchen mit Lehm so weit zu«chlöibt», bis das Einflugloch seiner Körpergrösse entspricht.

Sie merken es, ich bin auf eine Seite des NABU in Deutschland gestossen. Der Eisvogel war in Deutschland bereits 1973 zum Vogel des Jahres gekürt worden. Nun begann mich zu interessieren, ob alle unsere Nachbarn verschiedene Vögel des Jahres haben: Österreich wählte wie Deutschland den Kleiber. In Frankreich und Italien habe ich nichts Entsprechendes gefunden. In Spanien wurde der Vogel des Jahres mit einer Web- Abstimmung gewählt, an der 1500 Personen teilnahmen: dort ist die Dupont-Lerche Vogel des Jahres geworden. Sie kommt bei uns nicht vor.

Doch damit nicht genug: Bestimmt haben Sie gewusst, dass es den Sportler des Jahres und das Unwort des Jahres gibt, aber hätten Sie gedacht, dass es auch ein Weichtier des Jahres gibt? Zu den Weichtieren gehören unter anderen die Tintenfische, Muscheln und Schnecken mit oder ohne Haus. Im 2006 wurde vom Arbeitskreis Mollusken NRW die gemeine Flussmuschel gekürt.

Noch bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts galt sie als die häufigste Muschelart unserer Gewässer; doch nun ist ihr Bestand dramatisch zurückgegangen. Spannend war für mich zu lesen, dass diese Tiere bis 90 Jahre alt werden können und dass man deren Alter an den jährlichen Zuwachsringen am Muschelgehäuse ablesen kann.

Das Weichtier des Jahres 2005 war der Tigerschnegel oder die Tigerschnecke. Es ist noch nicht lange her, als mir meine Nachbarn ein unbekanntes Tier in ihrem Garten zeigten, das ich bisher auch noch nie lebend zu Gesicht bekommen habe: eine Tigerschnecke.

Auch über diese Schnecke gibt es viel Interessantes zu berichten. Wichtig ist aber vor allem zu erwähnen, dass diese Schnecke an unseren Kulturen keinen Schaden anrichtet. Sie soll weit verbreitet und häufig sein. Wer hat sie in Ottenbach schon regelmässig angetroffen? Wie immer würden mich Rückmeldungen freuen. In der untenstehenden Linkliste finden Interessierte weitere Angaben und Bilder.

Doch eigentlich sollte ich über den Eisvogel schreiben:

Es braucht schon ein wenig Glück, um diesen farbenprächtigen Vogel in freier Wildbahn beobachten zu können. Doch stehen die Chancen für uns Ottenbacher nicht so schlecht. Der Eisvogel ernährt sich fast ausschliesslich von kleinen Fischen und besiedelt entsprechend alle Arten von Gewässern mit einem reichen Bestand an Kleinfischen. Der Fabrikkanal ist eines davon. Verschiedene Umstände haben ihn zu einer bedrohten Vogelart werden lassen. Damit ein Gewässer fischreich sein kann, braucht es klares, sauberes Wasser und einen natürlichen Uferrand sowie eine Uferbestockung, die ihm Ansitzwarten bietet. Von dort beobachtet er das Geschehen unter Wasser und stösst dann kopfüber ins Wasser, um die erspähten Fischchen zu erbeuten. Eine zusätzliche Schwierigkeit für ihn ist die Suche nach einem geeigneten Nistplatz. Wie die Uferschwalbe baut er sich in Steilwände bis 80 cm tiefe Brutröhren. Idealerweise liegen sie direkt am Wasser (Prallhänge von Gewässern). Wasserbauliche Massnahmen der vergangenen Jahrzehnte haben viele geeignete Niststellen zum Verschwinden gebracht.

Oft ist der Eisvogel nur als blauer Blitz auszumachen, der über das Gewässer dahinschnellt. Dabei stösst er vielleicht seinen charakteristischen, laut durchdringenden, hohen ziehenden Pfeifton aus.

Zum Schluss möchte ich Ihnen von eigenen beglückenden Beobachtungen dieses traumhaft schönen Vogels erzählen. Vor etwa 20 Jahren durfte ich den Fischereipächter Peter Baumann von Mettmenstetten zum Fischen an die Lorze bei Maschwanden begleiten. Es war kurz nach Tagesanbruch, als sich ein Eisvogel für einen kurzen Augenblick auf die Spitze der Fischerrute setzte, um wie wir auf Fische Beute zu machen. Ob er erfolgreicher war an diesem Tag als wir, weiss ich nicht. Den ganzen Morgen fingen wir keinen einzigen Fisch, doch dieses Erlebnis bleibt unvergesslich.

Für die Eisvögel wird die Nahrungssuche im Winter schwierig. Viele überleben harte Winter nicht. Daher werden sie auch kaum je älter als 3 Jahre. Offensichtlich suchen sie dann auch Gewässer ab, die sie in der warmen Jahreszeit nie besuchen. Zweimal konnte ich ihn im Januar beobachten, wie er sich an unserem Gartenteich an den dort lebenden Moderlieschen, einem Kleinfisch, sättigte. Dabei setzte er sich auf einen Ast des alten Apfelbaumes, der nahe am Teichufer steht und stiess dann blitzschnell ins Wasser. Jedes Mal hatte er beim wieder Auftauchen einen Fisch im Schnabel!

Die unten angeführten Internetseiten haben mir als Grundlage zu diesem Artikel gedient. Sobald der Artikel auf der Gemeindeseite www.ottenbach.ch aufgeschaltet ist, können Sie die Links direkt anklicken! Ich wünsche Ihnen viel Spass beim Weiterlesen!

Christian Müller, KNL


Tigerschnecke etc:

http://www.mollusken-nrw.de/weichtier_des_jahres/weichtier2005.htm

Eisvogel

http://www.vogelwarte.ch/de/voegel/voegel-der-schweiz/eisvogel.html


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