Tiere auf Wohnungssuche

Aus Ottenbach
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Ottebächler Nr. 126 Januar 2005

Diesen Titel trägt ein eindrückliches Buch, das mir Peter Eichhorn ausgeliehen hat, um einen Artikel zum Thema Nisthilfen in der häuslichen Umgebung zu verfassen. Eindrücklich deshalb, weil es liebevoll, ausführlich und trotzdem in einer kurzweiligen Form eine Menge spannender Informationen, Anregungen und praktischer Anleitungen zur naturnahen Gestaltung des persönlichen Wohnraumes vermittelt. Es wendet sich vorwiegend an Haus- und Wohnungsbesitzer und setzt sich zum Ziel, neue Lebensräume für Pflanzen und Wildtiere im Umfeld unserer Wohnungen zu schaffen, nicht zuletzt deshalb, weil damit auch unsere eigene Lebensqualität ansteigen wird.

Das Buch, 1993 erschienen im Deutschen Landwirtschaftsverlag, ist in fünf Kapitel unterteilt. Im ersten Kapitel mit dem Titel Ordnung gegen die Natur zeigt Jürgen Dahl auf, warum und wie sich unsere häusliche Umgebung in der Modernen gewandelt hat und welche Konsequenzen sich daraus ergaben für die Lebewesen, die früher in den menschlichen Behausungen Unterschlupf gefunden haben. Das Buch ist aber nicht ein Buch, das anklagt, sondern eines, das verständnisvoll die Bedürfnisse der Besitzer und der mietzinsfreien Mitbewohner gegenüberstellt und Lösungen anbietet, wie alle auf ihre Rechnung kommen. Er schreibt im Abschnitt die zwei Aspekte der Isolierung: «... und es erweist sich als schwierig, die Öleinsparung gegen das Überleben der Florfliegen abzuwägen. Immerhin gibt es ...die Möglichkeit, ... Alternativen zu finden, Ersatzbiotope zu schaffen, um den Mangel auszugleichen.»

Das zweite Kapitel „Netzwerk des Lebens“ vermittelt einen spannenden Einblick in die Lebensgewohnheiten und Bedürfnisse verschiedener heimischer Tierarten und wie sie von einander abhängen: eben ein Netzwerk. Der Mensch ist dabei nur ein kleiner Teil dieses Netzwerkes, aber er hängt mit drin. Es wird darauf eingegangen, wie der Mensch seinen Lebensraum gestalten kann, damit er Ersatzlebensräume für die ihn umgebende Natur schaffen kann.

Ganz konkrete Beispiele und Anleitungen findet man im dritten Kapitel, dem grössten und wichtigsten des Buches. Die vielen Bildbeispiele veranschaulichen, welch grossen Nutzen die Bewohner von der naturnahen Gestaltung des Lebensraums Haus haben. Es geht dabei längst nicht nur um eine ästhetische Frage oder um einen Jöh- Effekt, indem einzelnen Tieren geholfen wird. Eine Fassaden- oder Dachbegrünung zum Beispiel hat wertvolle Isolationseigenschaften und trägt dazu bei, die Wohnqualität zu verbessern: Im Sommer erhitzt sich die Gebäudehülle weniger und im Winter strahlt sie weniger Wärme ab. So lässt sich Heizenergie sparen und gleichzeitig noch Lebensraum für die einheimische Tierwelt gewinnen.

Vielleicht will aber jemand nicht gleich sein Haus mit einer grünen Hülle überziehen und trotzdem der bedrängten Natur entgegen kommen. In verschiedenen Abschnitten werden die Möglichkeiten besprochen, neuen Lebensraum zu schaffen.

Allen bekannt sind die Nistkästen für unsere Singvögel. Weniger bekannt ist uns, dass auch Fledermäuse und Insekten unter Wohnungsnot leiden. Oder hätten Sie je daran gedacht, einen Hummelbrutkasten zu bauen?

Über den Ameisenlöwen habe ich vor einiger Zeit berichtet. Ihm reichen einige Quadratzentimeter trockene staubige Erde an einem sonnigen, aber regengeschützten Ort, um seine Trichterfalle zu bauen. Wir finden im Sockelbereich der Gebäude oder unterhalb von Balkonen geeignete Stellen, die Nistplätze für erdbewohnende Insekten bieten können.

Wildbienen, Mauerbienen, Blattschneiderbienen, Maskenbienen und andere Insekten brauchen Löcher in Steinmauern oder altem Holz, um darin ihre Brutkammern anzulegen.

Ihnen können wir eine einfach herzustellende Nisthilfe anbieten: Wir nehmen einen Hartholzklotz und bohren waagrechte Löcher von 2-10 mm Durchmesser und einer Tiefe von 5-10 cm. Die Nisthilfe wird an einer sonnigen und windgeschützten Stelle der Fassade angebracht.

Ich hoffe natürlich, dass diese Buchbesprechung einige unserer Leserinnen und Leser dazu motiviert, im Rahmen ihrer Möglichkeiten einen Beitrag dazu zu leisten, dass mehr Natur am Haus entsteht.

Leider ist das besprochene Buch vergriffen.

Ich gebe trotzdem hier den ganzen Titel an:

«Tiere auf Wohnungssuche» - herausgegeben von Rudolf L. Schreiber, mit einem Vorwort von Horst Stern.

Ein PRO NATUR Buch, erschienen im Deutschen Landwirtschaftsverlag unter ISBN Nummer 3-331-00-660-2

PS: Ich habe das Buch antiquarisch gesucht und werde es in der Bibliothek Ottenbach verfügbar machen.

Die Gemeinde hat nach unserer so erfolgreichen Fledermausexkursion einen Fledermausdetektor angeschafft. Ab März fliegen sie wieder! Sie können sich das Gerät nun neu in der Bibliothek ausleihen. Fragen Sie danach!

Christian Müller, KNL

Foto: 1 Holzklotz mit Löchern S/W 1 farbig Solitärbiene