Reuss- Notizen

Aus Ottenbach
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""Schupfwuhren"", Konfessions- und Güterkonflikte

Merenschwand, Obfelden und Ottenbach in der Geschichte

Überschwemmungen

Überschwemmungen der Reuss sind nichts Neues, im Gegenteil, vor der Reusstalsanierung in den 1970er Jahren standen die Güter viel häufiger unter Wasser als heute. So sehr die Merenschwander und Ottenbacher (Obfelden gehörte bis 1847 zu Ottenbach) gemeinsam darunter litten, so wenig arbeiteten sie in früherer Zeit zusammnen, um die Probleme zu mildern. Im Gegenteil: Angespornt von ihren Obrigkeiten, erschwerten sie sich gegenseitig das Leben.

Im Jahr 1394 eroberte die Stadt Luzern die Gemeinde Merenschwand und verwaltete sie als eigenes Amt bis zur Gründung des Kantons Aargau 1803. Zu jener Zeit brachte die Stadt Zürich das Gebiet des heutigen Bezirks Affoltern Schritt für Schritt unter ihre Kontrolle. Damit wurde die Reuss Grenze zwischen den Einflussgebieten der beiden oft verfeindeten Städte.

Güter jenseits der Reuss

l4l5 wurde erstmals Grundbesitz von Ottenbacher Bauern auf der linken Reuss- Seite nachgewiesen. Es handelte sich um rund 30 Hektaren Land, wobei "niemand weiss, wie das Land an Ottenbach gelangt ist". Die Urkunde zur Festlegung der Grenze zwischen Zürich und Luzern aus dem Jahr 1429 hielt fest, dass die Ottenbacher Güter auf der Merenschwander Seite mit einem Graben rund herum "ausgemarcht" waren. Allerdings unterstanden diese Güter der luzernischen Gerichtsbarkeit, was später immer wieder zu Auseinandersetzungen führte.

Da die Reuss nicht in einem festen Bett floss, konnte ihr Lauf mit Verbauungen beeinflusst werden. Die Leute von Lunnern und Ottenbach bauten daher „Schupfwuhren“, also Flussverbauungen, die den Flusslauf zu ihren Gunsten beeinflussten. Die Merenschwander revanchierten sich und bauten ihrerseits "Schupfwuhren". Während Jahrhunderten beklagten sich die Ottenbacher in Zürich und die Merenschwander in Luzern über die Leute auf der anderen Seite des Flusses, worauf der eine Rat dem anderen einen rügenden Brief zukommen liess. Meist einigte man sich auf einen gemeinsamen Augenschein, mahnte Ottenbacher und Merenschwander, künftig keine "Schupfwuhren" mehr zu bauen, sondern nur noch Dämme, welch die Nachbarn nicht benachteiligten, worauf beide Seiten bis zum nächsten Gerichtstermin mit ihren Verbauungen fortfahren.

Diese Streitereien führten dazu, dass das Land häufiger überschwemmt wurde. Sie behinderten aber auch die Schifffahrt, da die Verbauungen die Bildung von Sandbänken förderten. Luzern und Zürich einigte sich daher 1723 darauf, dass künftig keine Verbauungen mehr angelegt werden dürften, welche die Schifffahrt behinderten. Die Untertanen beidseits des Flusses hatten aber keinen Anlass, dies zu beherzigen, da sie ein Interesse daran hatten, festgefahrene Transportschiffe gegen Entgelt zu befreien.


Quellen:

Bernhard Schneider. Anzeiger aus dem Bezirke Affoltern, Freitag 23. Juni 2006

Ottenbachs Bevölkerung im Wandel der Zeit

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