Reuss- Notizen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Ottenbach
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festgefahrene Transportschiffe gegen
festgefahrene Transportschiffe gegen
Entgelt zu befreien.
Entgelt zu befreien.
===Fähren===
Obwohl Bremgarten das einzige
Fährenrecht zwischen Bremgarten und Rickenbach besass, setzten die Ottenbacher durch, dass sie für die Bewirtschaftung
ihrer Güterjenseits der Reuss
eine eigenen Fähre unterhalten durften.
Gelegentlich klagten sie, die Merenschwander
behinderten sie bei der Benutzung
der Fähre. Die Merenschwander
dagegen warfen den Ottenbachern
vor, sie führten unerlaubte Transporte
von Menschen und Gütern durch. l80l
wurden die Fähren der Ottenbacher und
der Merenschwander (bei Rickenbach)
gleichgestellt. Damit durften auch die
Ottenbacher nach Bedarf Menschen,
Tiere und Güter transportieren, auch
solche, die nicht aus Ottenbach stammten.
Dennoch erliess Aarau, ohne das
Wissen Zürichs 1823 ein Verbot, die Ottenbacher
Fähre zu benutzen.
===Brücken===
Seit 1726 begehrten die Ottenbacher
den Bau einer Brücke, um ihre Güter
auf der anderen Flussseite besser bewirtschaften
zu können, doch die Pläne scheiterten: Erst anlässlich des Baus
der Eisenbahnlinie Zürich - Affoltern am Albis - Zug 1864 wurde das Klima
günstiger für den Brückenbau, da man
mit der Notwendigkeit leistungsfähiger
Zufahrtsstrassen zur Eisenbahn argumentieren konnte. Ottenbach und Muri
einigten sich, dass eine Brücke bei
Ottenbach ideal sei, während Obfelden
und Merenschwand argumentierten, eine
Brücke bei Rickenbach sei viel vorteilhafter.
Erstmals verliefen die Fronten
nicht mehr längs der Reuss, sondern
quer dazu. Beide Gesuche wurden
vom Bund aber abgelehnt. Beide Interessengruppen
beschlossen nun, auf eigenes
Risiko mit Beiträgen der beiden
Kantone und weiterer interessierter Gemeinden
eine Brücke zu bauen. So erhielten Ottenbach und Muri Unterstützung
aus Hedingen, Bonstetten und
Zwillikon, um eine belastungsfähige Metallbrücke zu finanzieren.
Obfelden
und Merenschwand entschieden sich
für eine Holzkonstruktion, die schneller
realisiert werden konnte, und eröffneten
ihre Brücke 35 Tage vor den Ottenbachern,
am 24. Juli 1864. Der Triumph
war allerdings nur von kurzer
Dauer, denn bereits zehn Jahre später
schwemmte ein Hochwasser die
Brücke weg. Gemeinsam entschieden
sich Obfelden und Merenschwand nun
für eine stabilere Konstruktion, die
1876 eingeweiht wurde. Inzwischen
hatten sich die politischen Verhältnisse
so weit geändert, dass sich die nachbarschaftlichen
Konflikte auf gegenseitige
Neckereien reduzierten, denn
die 1848 mit der Bundesverfassung
eingeführte Personenfreizügigkeit erlaubte
Katholiken und Protestanten,
künftig ungehindert miteinander Kontakt
zu pflegen.
'''Ottenbach'''
1. Reussbrücke August 1864 Pfeiler gemauert, Tragwerk Metall, Fahrbahn Holzbohlen
2. Reussbrücke        1955 Pfeiler Beton, Tragwerk und Fahrbahn Spannbeton
'''Obfelden'''
1. Reussbrücke 24. Juli 1864 (Holz,1874 Bei Hochwasser weggeschwemmt
2. Reussbrücke          1876  Pfeiler gemauert, Tragwerk Metall, Fahrbahn Holzbohlen
3. Reussbrücke          ..... Beton, Tragwerk und Fahrbahn Spannbeton


      
      

Version vom 28. Juli 2006, 16:24 Uhr

""Schupfwuhren"", Konfessions- und Güterkonflikte

Merenschwand, Obfelden und Ottenbach in der Geschichte

Überschwemmungen

Überschwemmungen der Reuss sind nichts Neues, im Gegenteil, vor der Reusstalsanierung in den 1970er Jahren standen die Güter viel häufiger unter Wasser als heute. So sehr die Merenschwander und Ottenbacher (Obfelden gehörte bis 1847 zu Ottenbach) gemeinsam darunter litten, so wenig arbeiteten sie in früherer Zeit zusammnen, um die Probleme zu mildern. Im Gegenteil: Angespornt von ihren Obrigkeiten, erschwerten sie sich gegenseitig das Leben.

Im Jahr 1394 eroberte die Stadt Luzern die Gemeinde Merenschwand und verwaltete sie als eigenes Amt bis zur Gründung des Kantons Aargau 1803. Zu jener Zeit brachte die Stadt Zürich das Gebiet des heutigen Bezirks Affoltern Schritt für Schritt unter ihre Kontrolle. Damit wurde die Reuss Grenze zwischen den Einflussgebieten der beiden oft verfeindeten Städte.

Güter jenseits der Reuss

l4l5 wurde erstmals Grundbesitz von Ottenbacher Bauern auf der linken Reuss- Seite nachgewiesen. Es handelte sich um rund 30 Hektaren Land, wobei "niemand weiss, wie das Land an Ottenbach gelangt ist". Die Urkunde zur Festlegung der Grenze zwischen Zürich und Luzern aus dem Jahr 1429 hielt fest, dass die Ottenbacher Güter auf der Merenschwander Seite mit einem Graben rund herum "ausgemarcht" waren. Allerdings unterstanden diese Güter der luzernischen Gerichtsbarkeit, was später immer wieder zu Auseinandersetzungen führte.

Da die Reuss nicht in einem festen Bett floss, konnte ihr Lauf mit Verbauungen beeinflusst werden. Die Leute von Lunnern und Ottenbach bauten daher „Schupfwuhren“, also Flussverbauungen, die den Flusslauf zu ihren Gunsten beeinflussten. Die Merenschwander revanchierten sich und bauten ihrerseits "Schupfwuhren". Während Jahrhunderten beklagten sich die Ottenbacher in Zürich und die Merenschwander in Luzern über die Leute auf der anderen Seite des Flusses, worauf der eine Rat dem anderen einen rügenden Brief zukommen liess. Meist einigte man sich auf einen gemeinsamen Augenschein, mahnte Ottenbacher und Merenschwander, künftig keine "Schupfwuhren" mehr zu bauen, sondern nur noch Dämme, welch die Nachbarn nicht benachteiligten, worauf beide Seiten bis zum nächsten Gerichtstermin mit ihren Verbauungen fortfahren.

Diese Streitereien führten dazu, dass das Land häufiger überschwemmt wurde. Sie behinderten aber auch die Schifffahrt, da die Verbauungen die Bildung von Sandbänken förderten. Luzern und Zürich einigte sich daher 1723 darauf, dass künftig keine Verbauungen mehr angelegt werden dürften, welche die Schifffahrt behinderten. Die Untertanen beidseits des Flusses hatten aber keinen Anlass, dies zu beherzigen, da sie ein Interesse daran hatten, festgefahrene Transportschiffe gegen Entgelt zu befreien.


Quellen:

Bernhard Schneider. Anzeiger aus dem Bezirke Affoltern, Freitag 23. Juni 2006

Ottenbachs Bevölkerung im Wandel der Zeit

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