Naturnahe Gärten

Aus Ottenbach
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Ottebächler Nr. 106 September 2001

Naturnaher Wintergarten

Die Nöte der Zuhausegebliebenen

Noch nicht lange ist es her, als uns die Sommerhitze zu schaffen machte. Nun sind die Tage kürzer geworden und es ist unübersehbar, dass der Winter naht.

Jede Jahreszeit hat seine Qualitäten und Vorteile, man muss sich nur danach zu richten wissen. Im Sommer lebten wir vorwiegend draussen, genossen es, nicht so eingeengt zu sein. Mit dem Kälteeinbruch ziehen wir uns aber gerne wieder in die warme Stube zurück. Mancher Schweizer vermisst den Sommer so sehr, dass er ihm mit der SwissAir nachfliegt und damit dem Winter ein Schnippchen schlägt.

Interessanterweise kennt die Natur diesen Trick auch. Wir kennen die Zugvögel, die eine erstaunlich lange Reise unternehmen, um den Winter in einer wärmeren Gegend verbringen zu können. Über einen prominenten Vertreter dieser Gruppe, Jeannot dem Weissstorch, wurde vor einem Jahr an dieser Stelle berichtet. (Ein Ottenbacher life auf dem Internet; Ottebächler Nr. 100: www.sosstorch.ch auch in diesem Jahr wieder aktuell!).

Aber auch Insekten fliegen jeden Herbst zu Millionen nach Süden: Bei den Schmetterlingen und Nachtfaltern sind es zum Beispiel der DistelfaltAir und der TotenkopfschwärmAir.

Nur etwa ein Drittel der 190 bei uns brütenden Vogelarten verbringt die ungastliche Jahreszeit ganz in unserem Land. Welche Gründe gibt es dafür? Das Nahrungsangebot im Winter unterscheidet sich wesentlich von jenem des Sommers. Im Sommer leben die meisten unserer Singvögel von Insekten, diese wiederum brauchen für ihr Gedeihen Wärme und frisches Pflanzenmaterial. Vielleicht haben Sie auch schon beobachten können, wie geschickt der Spatz einen Junikäfer im Flug erbeutet?

Im Winter wird die Pflanzendecke karg, die Insekten verkriechen sich oder gehen zu einem Grossteil ein. Die Vögel, die hier bleiben, haben gelernt, ein breites Nahrungsangebot zu nutzen. Schon die Form ihres Schnabels verrät es: Sie fressen Körner. Was können wir dabei unternehmen, um unseren Vögeln das Überleben zu erleichtern? Körner am Fensterbrett auszustreuen, ist eine der Möglichkeiten. Sie ist aber mit verschiedenen Nachteilen behaftet. In der Regel profitiert davon nur eine ganz kleine Arten-zahl. Dazu kommt, dass unter Umständen Krankheiten unter den Vögeln übertragen werden.

Körner sind Samen, Startpakete für eine neue Pflanze. Sie enthalten viel Energie und Nährstoffe. Der Überlebenstrick der Pflanzen besteht darin, Samen zu produzieren. Sie können in ihrer ruhenden kompakten Form den Winter überstehen, währenddem die Pflanze selber zugrunde geht.

Darum ist es sinnvoll, wenn wir im Herbst abgeblühte Stauden mit ihren Samenständen stehen lassen, auch wenn unser Auge sich erst einmal daran gewöhnen muss, dass nicht alles sauber aufgeräumt aussieht.

Auf diese Weise kann eine grössere Vielfalt von Lebewesen profitieren, als wenn wir im Winter nur ein Futterbrett aufstellen.

KNL – Christian Müller


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