Hochwasser Reuss: Unterschied zwischen den Versionen

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Anzeiger aus dem Bezirke Affoltern vom 18. Juni 1912
Anzeiger aus dem Bezirke Affoltern vom 18. Juni 1912


'''Ottenbach''''
'''Ottenbach'''


'''Von der zürcherischen Reuß'''
'''Von der zürcherischen Reuß'''
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Der letzte Donnerstag, 13.Juni 1912 war auch im Amt ein Tag wie aus „einem Gusse“; die bösen Schadentage vom 14. Bis 16. Juni 1910 brachten sich den Anwohnern der Reuß unwillkürlich in Erinnerung.
Der letzte Donnerstag, 13.Juni 1912 war auch im Amt ein Tag wie aus „einem Gusse“; die bösen Schadentage vom 14. Bis 16. Juni 1910 brachten sich den Anwohnern der Reuß unwillkürlich in Erinnerung.


Abends gegen 8 Uhr begab ich mich auf die ''''Ottenbacher Reußbrücke.'''' In imposanter Wasserfülle präsentierte sich die Reuß, beim anhaltenden Regen immer noch langsam aber stetig wachsend. Um 9 Uhr herum stieg sie über die Ufer und begann die Flächen innerhalb des Schutzdammes zu überfluten. Das Streuegelände unterhalb der Seidenstofffabrik verwandelte sich in einen See.
Abends gegen 8 Uhr begab ich mich auf die '''Ottenbacher Reußbrücke.''' In imposanter Wasserfülle präsentierte sich die Reuß, beim anhaltenden Regen immer noch langsam aber stetig wachsend. Um 9 Uhr herum stieg sie über die Ufer und begann die Flächen innerhalb des Schutzdammes zu überfluten. Das Streuegelände unterhalb der Seidenstofffabrik verwandelte sich in einen See.


Im Restaurant „Reußbrücke“ flüchteten einige Pontoniere die Kleinviehware aus dem Parterre ins obere Stockwerk. Das unter Wasser stehende Gartengelände der Wirtschaft, das frühere Fährhaus, dürfte leider übel davonkommen. Selbstverständlich haben die Pontoniere Pontons und Weidlinge für alle Fälle zuverlässig gesichert, um gegebenen Falls rettend eingreifen zu können.
Im Restaurant „Reußbrücke“ flüchteten einige Pontoniere die Kleinviehware aus dem Parterre ins obere Stockwerk. Das unter Wasser stehende Gartengelände der Wirtschaft, das frühere Fährhaus, dürfte leider übel davonkommen. Selbstverständlich haben die Pontoniere Pontons und Weidlinge für alle Fälle zuverlässig gesichert, um gegebenen Falls rettend eingreifen zu können.

Version vom 15. August 2021, 23:34 Uhr


Im Wikipeter- Artikel „Ottenbach – Dorf an der Reuss“ – ist die Reuss aus vielen Aspekten beschrieben. Auch im Buch von Historiker Bernhard Schneider „Ottenbachs Bevölkerung im Wandel der Zeit“ (Erhältlich in der Gemeindekanzlei Ottenbach) wird viel Wissenswertes berichtet.

In diesem Wikipeter- Artikel wird versucht, Zahlen und Fakten über die Hochwasser der sog. Mittelland-Reuss zwischen Luzern und der Mündung in die Aare bei Brugg aufzulisten. Als Ottenbacher-Wiki-Seite wird speziell auf Reuss Ereignisse mit Bezug zu Ottenbach eingegangen.

Zürcher Reusstal Maschwanden, Obfelden, Ottenbach
Hochwasser 2005. Bildlegenden in der Vergrösserung

Der Artikel ist im Aufbau. Meldungen und Korrekturen sind erbeten unter peter.eichhorn@gmx.ch

Fakten und Zahlen

Die Reuss ist ein 164 Kilometer langer Fluss in der Schweiz mit einem Einzugsgebiet von 3426 Quadratkilometern. Damit ist sie nach Rhein, Aare und Rhone der viertgrösste Fluss der Schweiz.

Die Reuss entspringt im Gotthardmassiv im Südwesten des Kantons Uri und mündet bei Windisch und Gebenstorf im Kanton Aargau als rechter Nebenfluss in die Aare. Sie ist deren grösster und längster Nebenfluss. (Wikipedia)

  • 1415 wurde die grosse Reussschleife zwischen Ottenbach und Birri-Merenschwand abgeschnitten (2)
  • 17. Juli 1770 Dammbruch im Gebiet Tüepel (beim heutigen Reusswehr oberhalb des Kanals) Ottenbach, der zu einem „ziemlich starken Einbruch“ der Reuss geführt habe (1)
  • 1846 und 1847 Hochwasser mit Überschwemmung der Reussebene (2)
  • 1857 stimmte der Grosse Rat des Kantons Aargau einem Projekt über die Reusstalentsumpfung zu. (2)
  • 1860 waren der Bau eines Hochwasserschutzdammes von Mühlau bis zur Brücke Rottenschwil sowie die Erstellung eines Kanalsystems auf der linken Reussseite abgeschlossen. (2)
  • 1868 Dammbruch bei Hochwasser der Reuß. Die Straße und die Gegend von Körbligen unter Wasser gesetzt. (Luz. Zeitung, 6.X.1868.)
  • 1874 Hochwasser. Die 1864 neu erbaut Holzbrücke in Obfelden wurde weggeschwemmt
  • Seit 1901 besorgt der Staat Zürich den Unterhalt des rechtsseitigen Reussufers bei Ottenbach auf seine Kosten. (1)
  • 15.Juni 1910 Hochwasser. Dammbruch etwa 250 m unterhalb der Reussbrücke Rickenbach -Obfelden, linke Reussseite. (5)
  • 1910 Überschwemmungen bei Hünenberg
  • 1910 trat die Reuss im Gebiet Chamau über die Ufer und verwandelte die Gegend zwischen Chamau und Reussspitz in einen See.
  • Im Juni 1912 wiederholte sich dieses Schauspiel, sodass beschlossen wurde, einen Damm zu bauen. Der Bau der Reussdammverbauung wurde 1915 begonnen und 1923 fertiggestellt. Bis heute hat der Reussdamm ein Überfluten oder Durchbrechen der Reuss verhindert. Er wurde in den Jahren 2004 und 2005 zwischen der Zollweid und der Mühlauerbrücke umfasssend saniert. Gleichzeitg wurde der Flusslauf durch eine so genannte Auenlandschaft ausgeweitet. Quelle: Messezeitung "Zuger Messe" Seite 21, Hünenberg, Oktober 2006
  • 14.Juni 1912 Hochwasser. Dammbruch in der Hagnau, ca. 1500 m oberhalb der Reussbrücke Rickenbach -Obfelden. Grosse Gebiete Überschwemmt. (5)
  • 27.Juni 1953 Sehr grosses Hochwasser, vergleichbar mit 14. September 1999. Dammbruch ca. 250 m unterhalb der Reussbrücke Rickenbach -Obfelden. (linke Reussseite) mit grossen Überschwemmungen der Reussebene.(2)(3) (5)

1969 Nach jahrelangen politischen Kämpfen wurde die Sanierung der 20 km2 grossen aargauischen Reusstalebene von Kanton und Bund beschlossen. Das 200 Millionenwerk beinhaltet die Erhöhung der Hochwasserschutzdämme, ein neues Kanalsystem mit Pumpwerken zur Entwässerung und den Neubau des Flusskraftwerkes bei Zufikon. Die landwirtschaftlichen Flächen erhielten eine neue Einteilung durch die gleichzeitig durchgeführte Güterregulierung.(Melioration)Aber auch der Natur wurden viele Schutzgebiete zugewiesen und ein entsprechendes Gesetz zur Pfleg und Erhaltung verabschiedet. Bauzeit: 1972 bis 1983

  • 25.Juni 1973 Hochwasser
  • 17.Juni 1979 Hochwasser
  • August 1993 Hochwasser
  • 6.7.2002 Hochwasser 655 m2
  • 1.6.2013 Hochwasser 643 m2


Beim Pontonierhaus Ottenbach oberhalb der Brücke Ottenbach steht eine dreiteilige Eisenplastik. Dort sind die untenstehenden Hochwassermarken in der richtigen Höhe eingetragen. Sehr beeindruckend, welche Wassermassen die Reuss jeweils führte!


Eisenplastik beim Pontonierhaus Ottenbach mit den drei höchsten Wasserständen. Diese Beschriftung muss nun nach dem Hochwasser vom 13.7.2021 angepasst werden
Eisenplastik beim Pontonierhaus Ottenbach mit den drei höchsten Reuss-Hochwasser. Diese Beschriftung muss nun nach dem Hochwasser vom 13.7.2021 angepasst werden
Hochwasser-Diagramm 16.7.2021
Hochwasser Reuss 1906-2017

Die höchsten Wasserstände

1

  • 22. August 2005 -------- Hochwasser 839 m2 -- Der HÖCHSTE, je gemessene Wasserstand

2

  • 14. September 1999 --- Hochwasser 711 m2 -- Der 2.-höchste Wasserstand

3

  • 13. Juli 2021---------------Hochwasser 689 m2 -- 16.00 Uhr, BAFU Messstation Mühlau

4

  • 9. August 2007---------- Hochwasser 655 m2 --


Informationen zum Hochwasser 2005

Das Bild zeigt das Turbinenhaus bei der Fabrik Haas am 28.8.2005, welches samt dem Schulungsraum (Fenster beleuchtet) unter Wasser stand. Foto Peter Eichhorn

Die extremen Niederschläge vom 19. bis 22. August 2005 haben bei den von der Abteilung Hydrologie des Bundesamtes für Umwelt betriebenen Messstationen zu ausserordentlich hohen Werten geführt. An vielen Stellen wurden Rekorde erzielt . Verantwortlich für die starken Niederschläge war die als Vb-Lage bekannte Entwicklung. Bei dieser Wetterlage dehnt sich ein Tiefdruckgebiet aus dem Raum Frankreich zum Golf von Genua aus und zieht von dort weiter über die östlichen Alpen nach Norden. Dabei werden feuchtwarme Luftmassen aus dem Mittelmeerraum über die Alpen verfrachtet, mit nordöstlichen Winden zum Alpennordhang zurückgeführt und dort gestaut.

Die Auswertung der provisorischen Daten zeigt, dass die Fläche der betroffenen Gebiete grösser war als beim Hochwasserereignis von 1999. Die damals geschädigten Regionen wurden 2005 grossenteils erneut heimgesucht, zusätzlich traf es neue Gebiete an der Saane und in Graubünden. Glimpflicher lief das Hochwasser im Jura und in Teilen der Ostschweiz ab. (4)


Durchschnittliche Verteilung des Wasserzuflusses

  • Reussabfluss in Mellingen Jahresdurchschnitt 1979 75% Vierwaldstättersee, 13% Kleine Emme, 6% Lorze, 6% Kleinere Bäche.
  • 17.Juni 2005 51% Vierwaldstättersee, 42% Kleine Emme. Diese Superposition tritt sehr selten auf. (3)

Wasserzufluss 2005

*22. August 2005 Reuss-Mühlau 839 m2/s - (Mittelwert 2014 = 130 m2/s)

Höchster Reuss-Abfluss seit 1906!

Nach den Berechnungen der Hydrologen wird dieser Spitzenabfluss alle 200 Jahre erreicht!(4)

Die Reusstalsanierung von 1972 bis 1983 (siehe oben) hat sich 2005 bewährt. An den meisten Orten stand das Wasser bis zur Dammkante. An einigen wenigen Orten musste die Dämme mit Sandsäcken erhöht werden.

Bei den Berechungen der Dämme wurde eine Freikante von 50 cm bei einem Jahrhunderthochwasser als Sicherheit einbezogen.Diese Reserve wurde nun schon 2005 beansprucht! In Fachkreisen wurde von einem Jahrtausendhochwasser gesprochen.




Presseartikel zu Reusshochwasser

1910

Anzeiger aus dem Bezirke Affoltern vom 16.Juni 1910

Hochwasser in Maschwanden Juni 1910

Maschwanden. (Einges.) eine dem Gedächtnis nicht bald entschwindende Sturmnacht ist hinter uns: 1876 mit seinen damaligen Verheerungen steht heute wieder vor uns: Kurz vor 4 Uhr weckte schauriges Sturmgeläute sämtlicher Kirchenglocken noch diejenigen, die durch das mächtige Geplätscher der unaufhörlich niederfallenden Regenmassen ungestört Morpheus huldigten, jäh aus dem Schlafe. Bei der Mühle droben galts die Ladenvorräte und Sagbäume zu sichern; die Holzbrücke war von den Wassermassen schon überflutet, ebenso die dort vorbeiziehende Straße. Doch weiter unten! Ein trauriger Morgenspaziergang, wenn da zugesehen werden muss, wie unsere gutmütigen Wiederkäuer ihren Stall verlassen und irgendwo Unterkunft finden mussten. So bis zur Gerbe! Allüberall hatte es gegolten, die Brücken zu sichern, ebenso bewegliche Gegenstände. Unterhalb der Gerbe, bei der Wirtschaft z. „Hörnli“, hörte das Land auf und schmutzig gelbe Wasserfluten lassen die Bauern nachsinnen, welch schmackhafte Heuqualität noch zu erhoffen ist.


Anzeiger aus dem Bezirke Affoltern vom 21. Juni 1910

Hochwasser in der Schweiz Juni 1910

Das Aufhören der Niederschläge in den letzten Tagen hat weitere Gefahr und Schaden glücklich abgewendet. So sind die Verluste enorm genug. Am Donnerstag ertrank in der Muotta beim Holzfischen ein zehnjähriger Knabe Namens Gisler von Brunnen. Seine Leiche konnte nicht geborgen werden. Die Munitionsmagazine in Altdorf standen in größter Gefahr. Ueber 300 Mann Truppen sind eifrig an der Arbeit Die Munitionsfabrik kann als gerettet betrachtet werde.

Sämtliche Häuser in Muotathal sind bedroht und drohen einzustürzen. Die Fluren sind verheert. Man erwartet hier weiteres Militär. Die Muotta ergiesst sich in drei Strömen durch das Dorf. Die Leute haben alles verloren und nur das nackte Leben gerettet. Auf lange Zeit, vielleicht auf ein Jahr hinaus, wird das Land nicht mehr bebaut werden können: das ganze Tal ist einem großen Steinfeld vergleichbar. Es ist dringend notwendig, dass in den größeren Städten eine Hilfsaktion organisiert wird, damit die große Not der Bevölkerung fürs erste gelindert werden kann. Das Militär arbeitet mit der größten Aufopferung und sucht den Strom in sein altes Bett einzudämmen. Die Telegraphen- und Telephonverbindungen sind zerstört.

Die Unterbrechung des direkten Verkehrs zwischen Sargans und Chur wird voraussichtlich 14 Tage dauern, da wegen des schlechten Untergrundes die Anlegung einer Notbrücke mit großen Schwierigkeiten verbunden ist.'

Gross sind die Verheerungen in Utzensdorf. Der Schaden wird auf über 200,000 Franken taxiert. Von Solothurn und Wangen waren Pontoniere angerückt zur Rettung. Als ein Boot mit sieben Personen abfahren wollte, wurde es zwischen Bäume gezwängt und es barst. Mit Hilfe der Pontoniere konnten sich die Insassen auf die Bäume retten und sich dort halten, bis ein Ponton sie aufnehmen und sicher an Land bringen konnte.

Die Alp Schännis ist total zerstört worden; der Schaden beträgt über 100’00 Franken. Ein Teil des Viehs fand den Tod.

Beim Friedhof Appenzell ist infolge von Unterspülung die Friedhofmauer auf ca. 50 Meter Länge samt Leichen in die Sitter gestürzt.

Letzten Freitag ist das Sappeurdetachement de Geniebattelions 6 in Zürich eingerückt, um Samstag früh 6 Uhr nach Schwyz abzureisen; weitere 80 Mann folgten und 200 Mann sind auf Pikett gestellt.


Hochwasser Juni 1910

Anzeiger aus dem Bezirke Affoltern vom 23. Juni 1910

Aarau

Es sind 53 Genie Soldaten und 3 Offiziere aufgeboten worden, welche im Gebiet der Reuß, (Merenschwand, Rottenschwil etc.) den Verheerungen zu steuern haben.

Das Elektrizitätswerk Bruggmühle bei Bremgarten hat den Betrieb noch nicht vollständig aufgenommen; die elektrische Beleuchtung und Karaftabgabe war bis letzten Freitag total unmöglich.

Der Postverkehr Muri-Ottenbach war freitags noch nicht aufgenommen worden.

Der Betrieb der Bahnlinie Aarau-Rotkreuz ist bei der Station Oberrüti unterbrochen. Die Züge verkehren nur ab und bis Rotkreuz. Seit Samstag wird der Verkehr durch Umsteigen ermöglicht, da eine der beschädigten Brücken gesichert werden konnte. Bis der ganze durchgehende Verkehr möglich ist, wird es noch viele Tage angestrengter Arbeit erfordern, da auch der Bahndamm auf zirka 30 Meter zerstört ist.

Am Sonntagabend riss sich das Fährschiff, das den Verkehr zwischen Rümikon und Liemheim bewerkstelligt, im Rhein los und trieb mit dem Fährmann und zwei Passagieren rheinabwärts. Dank sofortiger telephonischer Benachrichtigung konnte der Durchbrenner von den dortigen Fischern festgehalten werden.


Hochwasser Juni 1910

Anzeiger aus dem Bezirke Affoltern vom 28. Juni 1910

Aargau

Der Damm, welcher bei Merenschwand von der Reuß an mehreren Stellen überflutet und durchbrochen worden ist, betrifft den alten, im Jahre 1853 erbauten Reussdamm und keine Neubauten der letzten Jahre. Sowohl die neuen Uferschutzbauten bei Merenschwand wie auch die neuen Dammanlagen bei Fischbach und Sulz, welche vom kantonalen Flussbaubureau erstellt worden ist, haben voll und ganz standgehalten und sich in jeder Hinsicht bewährt. Es ist zu hoffen, dass auch der gebrochene, alte Reussdamm bei Merenschwand bald eine genügende Verstärkung erfahren und der dortigen Landesgegend Ruhe und Sicherheit bringen wird.


Hochwasser Juni 1910

Anzeiger aus dem Bezirke Affoltern vom 28. Juni 1910

Aargau

(Eingesandt) Überaus große Überschwemmungen hatte das schöne Reusstal in der Gegend von Werd-Heftifahr-Lunkhofen-Jonen. Am ärgsten betroffen wurden die Bewohner von Hefti. Es war ein reißender Strom um den ganzen großen Hof herum. Das Wasser erreichte eine Höhe von einem Meter im Durchschnitt ums Haus und die beiden Scheunen herum. Das Vieh wurde nach Jonen spediert, Die Bewohner waren ebenfalls gefährdet und mussten per Schiff steht Wache halten. Ihre Lebensmittel wurden mit großer Mühe zwei Tage lang per Schiff geholt mit Hilfe von guten Bekannten. Viele Fuder Heu wurden fortgerissen. Sämtliche Kulturen sind vernichtet, das Gras ist mit großen Sandmassen bedeckt, das Vieh ist ohne Nahrung. Der Schaden ist enorm. Eine Gabensammlung dürfte angeordnet werden.

Durch die Überschwemmung der Rottenschwiler Allmend erlitten dortige Besitzer der Pflanzgärten für Konservenerbsen einen Schaden von 11,000 Franken.


Hochwasser Juni 1912

1912

Anzeiger aus dem Bezirke Affoltern vom 15. Juni 1912

Obfelden

(Mitget.) Die Hochgehenden Fluten der Reuß haben der Anwohnerschaf wiederum wie vor zwei Jahren viel Unglück gebracht, so dass die Fluren und Saaten auf Aargauergebiet fast gänzlich vernichtet sind. So hat ein Dammbruch bei der Reußfähre unterhalb Mühlau das ganze Gebiet bis nach Maschwandenunter Wasser gesetzt. Hagnau, das aargauische Dörfchen steht augenblicklich unter Wasser, ebenso betrifft dies zum Teil Rickenbach (AG). Auf zürcherischer Seite reicht das Wasser bis zur Gasfabrik Obfelden. (Unterunnern)


Hochwasser Juni 1912

Anzeiger aus dem Bezirke Affoltern vom 18. Juni 1912

Aargau

Auf dem Talboden von Klein-Dietwil wollten letzten Donnerstag drei Bauern noch rasch die vielen Heuschochen vor dem Fortgeschwemmt werden retten, als sie von den Wasserfluten überrascht und von Rückweg abgeschnitten wurden. Sie konnten sich noch auf Bäume retten und blieben dort oben blockiert. Ungemütliche Aussichten und kein Boot weit und breit, das Rettung bringen konnte. Man verlangte durch den Draht Hilfe und Rettung der „Blockierten“ durch den Pontonierfahrverein Luzern. Dieser war zur Hilfe rasch bereit, allein das Hochwasser verhinderte die Durchfahrt der Pontons unter den niederen Brücken und so mussten die Leute auf den Bäumen aushaaren, bis die Pontons auf der Achse herangebracht und die Männer endlich, Freitag morgen früh, aus ihrer ungemütlichen Lage befreit werden konnten.


Hochwasser Juni 1912 Anzeiger aus dem Bezirke Affoltern vom 18. Juni 1912

Ottenbach

Von der zürcherischen Reuß

Der letzte Donnerstag, 13.Juni 1912 war auch im Amt ein Tag wie aus „einem Gusse“; die bösen Schadentage vom 14. Bis 16. Juni 1910 brachten sich den Anwohnern der Reuß unwillkürlich in Erinnerung.

Abends gegen 8 Uhr begab ich mich auf die Ottenbacher Reußbrücke. In imposanter Wasserfülle präsentierte sich die Reuß, beim anhaltenden Regen immer noch langsam aber stetig wachsend. Um 9 Uhr herum stieg sie über die Ufer und begann die Flächen innerhalb des Schutzdammes zu überfluten. Das Streuegelände unterhalb der Seidenstofffabrik verwandelte sich in einen See.

Im Restaurant „Reußbrücke“ flüchteten einige Pontoniere die Kleinviehware aus dem Parterre ins obere Stockwerk. Das unter Wasser stehende Gartengelände der Wirtschaft, das frühere Fährhaus, dürfte leider übel davonkommen. Selbstverständlich haben die Pontoniere Pontons und Weidlinge für alle Fälle zuverlässig gesichert, um gegebenen Falls rettend eingreifen zu können.

Für Ottenbach als Dorf und als Gemeindegelände besteht sozusagen keine Gefahr, da das Terrain vom Ufer aus zum größten Teil sanft ansteigt. Die hiesigen Landleute besitzen aber jenseits des Flusses auf aargauischem Boden noch fruchtbares Nutzland in ansehnlichem Umfang. Anno 1910 wurde dieses von den Wassern, infolge eines Dammbruches beim aargauischen Rickenbach, ziemlich hart mitgenommen. Diesmal widerstand der Ausgebesserte „Tentschi“ der verderblichen Kraft


Wieviel Wasser führt die Reuss zu Zeit in Ottenbach? Mühlau ist die nächstliegende Messtation.

https://www.hydrodaten.admin.ch/de/2110.html


Mehr über die Reuss, das Zürcher Reusstal, Grenzkonflikte, die Reussschifffahrt, Reussgfrörni, usw. bei >Reuss- Notizen

Noch mehr über die Reuss im ausführlichen Artikel >Ottenbach - Dorf an der Reuss


Der Artikel ist im Aufbau. Meldungen und Korrekturen sind erbeten unter peter.eichhorn@gmx.ch


Quellen:

(1) Schneider, „Ottenbachs Bevölkerung im Wandel der Zeit“ 1986

(2) Projektleitung Reusstalsanierung und Aargauisches Elektrizitätswerk „Das Reusstal wird gesund) 1970

(3) Regierungsrat Kanton Aargau 1982 „Sanierung des Reusstals, ein Partnerschaftswerk“

(4) www.bafu.admin.ch/hydrologie

(5) Wilfried Leutert „100 Jahre Pontonierfahrverein Ottenbach“ 1988

> http://www.stiftung-reusstal.ch

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