Hagger - Wagner Hans 31.7.1936 - 5.10.2017: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Am 26.Oktober 2017 versammelte sich eine sehr grosse Trauergemeinde in der Ref. Kirche Ottenbach ZH, um Abschied zunehmen von Hans Hagger- Wagner, einem hoch geachteten, sympathischen Mitbürger. Die Familie Hagger ist  1963 zugezogen und wohnt an der Affolternstrasse 11 in Ottenbach. Die Familie integrierte sich rasch in Ottenbach und nahm am Dorfleben teil. Den Nachruf verfasste der Bruder des Verstorbenen, Fred Hagger, und trug ihn auch in der Kirche vor. Der Nachruf und die Fotografie wurden von der Witwe, Lydia Hagger, zur Verfügung gestellt.'''  
'''Am 26.Oktober 2017 versammelte sich eine sehr grosse Trauergemeinde in der Ref. Kirche Ottenbach ZH, um Abschied zunehmen von Hans Hagger- Wagner, einem hoch geachteten, sympathischen Mitbürger. Die Familie Hagger ist  1963 zugezogen und wohnt an der Affolternstrasse 11 in Ottenbach. Die Familie integrierte sich rasch in Ottenbach und nahm am Dorfleben teil. Die Fotografie wurden von der Witwe, Lydia Hagger, zur Verfügung gestellt.'''  


===Nachruf von Hans Hagger===


'''Autor: Fred Hagger'''
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Liebe Trauerfamilie, liebe Trauergemeinde
 
'''''„Hans Hagger wurde am 31. Juli 1936 in Degersheim an der Feldstrasse 312 als ältester Sohn von Hans und Nelly Hagger-Treichler geboren.“'''''
 
So beginnt der Lebenslauf, den mein Bruder im vergangenen März
verfasste, als es mit seiner Gesundheit schon nicht mehr zum Besten
stand. Dieser Lebenslauf enthält Daten und Fakten zu Beruf und
Familie, wenig Anekdotisches, auch keine Wertungen. Das hat sicher
damit zu tun, dass Hans , ich nannte ihn John, zu jenen Menschen
gehörte, die sehr der Realität verpflichtet sind und beim Auftreten von
Visionen geneigt sind, den baldigen Besuch beim Augenarzt zu
empfehlen.
 
Unsere Eltern lernten sich im Toggenburg kennen. Vater Hans Hagger
stammte aus Hinterforst im Rheintal, Mutter Nelly Treichler kam aus
Winterthur.
 
Die Haggers sind ein altes Rheintaler Geschlecht. Der erste Hans
Hagger erscheint in einem Pergament aus dem Jahr 1427, das im
Staatsarchiv Appenzell aufbewahrt wird. Die Treichler sind ein altes
Geschlecht aus dem Kanton Zürich.
 
ln Degersheim arbeitete Vater bei der Post , Mutter führte den
Haushalt und arbeitete nebenbei als Weißnäherin. Hans erinnerte sich
noch gut an diese Kriegsjahre. So blieben uns etwa der Anblick und
der markerschütternde Lärm der alliierten Bomberflotten beim Anflug
auf Friedrichshafen 1944 unvergessen.
 
1948 dann zogen wir um nach Hinterforst bei Altstätten, wo Vater
Posthalter wurde, also mit Unterstützung unserer Mutter die Posstelle
führte, und zwar bis zu ihrer Pensionierung. Hans erinnerte sich gerne
an diese Züglete, vor allem, weil das Zügelauto den Kaninchenstall
samt lnsassen auf einem Anhänger mit sich führte.
 
ln Hinterforst ging Hans in die Primarschule bei Lehrer Zuber, der in
der Pause jeweils eine oder zwei Zigaretten der Marke Turmac rauchte
und uns mit Harmoniumbegleitung vaterländische Lieder beibrachte.
 
Hans ging in die reformierte Schule, denn im Rheintal waren die
Primarschulen damals konfessionell getrennt. ln einem Raum wurden
15 bis 20 Schüler von der 1 . bis zur 6. Klasse unterrichtet. Geschrieben
wurde in den unteren Klassen noch mit Schiefertafel und Griffel, auf
der Schulbank hatte jedes Kind eine Büchse mit feuchtem
Schwämmchen. Und darin sprossten oft auch Bohnenkeimlinge.
 
Ab 1951 besuchte Hans während 3 Jahren die Sekundarschule in
Altstätten. Den Schulweg legte er, ausser im strengen Winter, mit dem
Velo zurück, pro Weg 5.5 km.
 
Nach bestandener Aufnahmeprüfung machte Hans eine vierjährige
Lehre als Maschinenschlosser bei der Firma Saurer in Arbon. Darauf
waren wir alle stolz, Saurer war damals eine Vorzeigefirma, die nur die
Besten nahm. John hat mir 1955 einen Brief geschrieben, aus dem ich ein paar Zeiten
zitieren möchte:
 
'',,Heute hatte ich einen arbeitsreichen Tag. Von 6.45 bis 16 Uhr arbeitete ich ununterbrochen an einem 3HR; grosser Frontlenkercar für die Bieler Verkehrsbetriebe. Dieser Wagen musste noch unbedingt fertiggestellt werden. Die anderen arbeiteten am Samstag von 13.30 bis 00.15 nachts und noch am Sonntag von 18 bis 23 Uhr: Ja, so geht's halt bei Saurers. Am Morgen von 9 bis 10 hatte ich auch schon Fahrschule. Es ging gut bis zuletzt. lch brachte den 2.-ten Gang ums verrekke nicht mehr hinein, mitten auf einer Kreuzung, und das war natürlich blöd. Aber das nächste Mal mit mehr Präzision dahinter, und dann geht's besser. "''
 
ln Arbon machte Hans in der Jungen Kirche mit, fand rasch Anschluss
und Freunde und Freundinnen.
 
Noch während der Lehre absolvierte er in Thun die 17-wöchige
Rekrutenschute. Und zwar als Motorfahrer bei der Infanterie. Das war
damals eine Auszeichnung, denn die wenigsten konnten Autofahren.
Und in der Armee waren die Motorfahrer viel beneidete Sonderklasse:
Sie fuhren, die Infanterie ging zu Fuss.
 
Die Lehrabschlussprüfung bestand Hans glanzvoll und arbeitete bei
Saurer einige Monate als Werkzeugzeichner. Den Stundenlohn hat er
uns aufgeschrieben: Es waren genau 2 Franken 88 .
1959,  von Arbon nach Zürich. Hans bekam eine Stelle bei Escher Wyss.
Er schreibt, es sei eine sehr aufreibende Zeit gewesen.
 
Der 8. Juni 1963 ist ein denkwürdiges Datum. An diesem Tag heirateten
Hans und Lydia in Altstätten. Lydia war ja mit Hans in die Sekundarschule gegangen. Sie trafen sich an einer Klassenzusammenkunft, trafen sich wieder in Zürich, wo auch Lydia arbeitete, verliebten sich, heirateten. Und blieben es 54 Jahre lang.
 
Das junge Ehepaar wohnte aber nicht etwa in Zürich, ihr erster
Wohnort war in Norditalien, in Schio. Dort hatte nämlich Hans eine
Anstellung in einer Tochterfirma von Escher Wyss erhalten. Als sich die
Auftragslage verschlechterte kamen sie zurück in die Schweiz, wo Hans
im Metallwerk in Buchs im St. Galler Rheintal eine Stelle gefunden
hatte. Sie wohnten in Sevelen, wo sie ein Haus mieten konnten.
Dort kamen die ersten beiden Kinder zur Welt: 1965 Stefan , 1966
Andreas.
 
1968 wollte Hans seinen Horizont nochmals erweitern, so schreibt er.
Er trat im Osten der USA eine Stelle in der Dampfturbinenabteilung
einer amerikanischen Firma an, kam dann aber bald wieder in die
Schweiz zurück, und zwar nach Wetzikon, wohin Lydia unterdessen
bravourös den Haushalt verlegt hatte.
 
Jetzt kam es zu einer Zäsur in seiner beruflichen Karriere. Hans
wechselte ins Transportgewerbe. Dies nicht zuletzt im Zusammenhang
mit seiner Tätigkeit im militärischen Bereich. Er war Offizier bei den
Motortransporttruppen geworden, wurde bald einmal dank seinen
Führungseigenschaften, seinem Organisationstalent und seinem
grossen Einsatz zum Hauptmann befördert, 1974 zum Major und
Kommandanten der Motortransportabteitung 12, schlieslich zum
Oberst als Chef Transporte in der Festungsbrigade 13.
 
In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass Hans 1510 Tage, also mehr
als 4 Jahre als Milizoffizier der Schweizer Armee gedient hat.
 
Von 1969 bis 1994, also während 25 Jahren war Hans für verschiedene
Transportfirmen tätig, so für die Ernst Marti in Kallnach als
Abteilungschef für internationale Strassentransporte mit
Schwergewicht auf Spanien und Portugal. Die Familie wohnte in Aarberg, wo 1970 der dritte Sohn, Daniel, zur Welt kam.
 
Es folgten Anstellungen bei der Firma Gottfried Stiefel , der Basler
Speditionsfirma BLG und Welti Furrer in Zürich, dort zuletzt als
Vizedirektor.
 
Und wieder vergrösserte sich die Familie: 1974 brachte Lydia im
Rotkreuzspital in Zürich ein Mädchen zur Welt: Corinne.
 
Das Jahr 1994, Hans war damals 58, brachte eine, in meinen Augen
zumindest, dramatische Wendung. Die Firma Welti Furrer wurde von
einer anderen Firma übernommen und Hans im Zuge der
Restrukturierung, wie es jeweils so schön heisst, entlassen.
 
lch kann mich noch gut erinnern, wie geschockt ich war als Hans mir
trocken mitteilte, er sei jetzt arbeitslos. ,,Arbeitslosigkeit" war für uns
und in unserem Umfetd etwas völlig Neues. Arbeitslos waren immer
andere, wir doch nicht !
 
Und ich weiss noch, wie ich Hans bewunderte, wie er mit dieser Krise
umging. Er lamentierte nicht, wurde nicht depressiv, sondern suchte
Arbeit, wo es sie gab. Er arbeitete aushilfsweise im Handwerk , er fand
eine Anstellung bei der Zugerbergbahn.
 
Schliesslich liess er sich als Kontrollangestellter im Rahmen der
Stadtpolizei Zürich ausbilden, arbeitete im Kreis 2 und wurde später
als Organisator des Carparkplatzes am Sihlquai eingesetzt.
 
Dazu bewarb er sich in Ottenbach erfolgreich als Leiter des örtlichen
Betreibungsamts, ein auch menschlich anspruchsvolles Amt, das er bis
2010 innehatte.
 
Hans wurde auch nach seiner Pensionierung nicht zum Stubenhocker. Er
hatte viele Interessen, es gab immer viel zu tun. Stichwörter sind da
etwa Garten, Stall mit Ponies, kürzere und längere Reisen, die längste
führte nach Südamerika und durch den Panamakanal, das Segelboot von
Andy, Haus und Hof, Söhne und Töchter und die Enkel.
 
Und da gab es Gimli, seinen Hund. Er wurde zum treuen Begleiter auf
vielen Wanderungen, er wurde weiter ausgebildet . Hans besuchte mit
Gimli alte Leute, Gimli liess sich streicheln, anfassen, machte den
Leuten grosse Freude.
 
Vor acht Jahren dann kam der erste Infarkt, dem weitere folgten, vor
Wochen die Diagnose auf Krebs. Bei aller Trauer - es ist gut, dass Hans
eine lange Leidenszeit erspart geblieben ist.
 
lch schliesse mit Versen von Rainer Maria Rilke, die , so denke ich,
auch John gefallen hätten:
 
Die Blätter fallen.
Fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
 
Sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten
fällt die schwere Erde
aus allen Sternen
in die Einsamkeit.
 
Wir alle fallen.
Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an,
es ist in allen.
 
Und doch ist Einer;
welcher dieses Fallen
unendlich sanft in
seinen Händen hätt.
 
 
18. Oktober 2017  Fred Hagger




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Aktuelle Version vom 28. Mai 2019, 10:58 Uhr

Hans Hagger-Wagner mit seinem Hund Gimli

Am 26.Oktober 2017 versammelte sich eine sehr grosse Trauergemeinde in der Ref. Kirche Ottenbach ZH, um Abschied zunehmen von Hans Hagger- Wagner, einem hoch geachteten, sympathischen Mitbürger. Die Familie Hagger ist 1963 zugezogen und wohnt an der Affolternstrasse 11 in Ottenbach. Die Familie integrierte sich rasch in Ottenbach und nahm am Dorfleben teil. Die Fotografie wurden von der Witwe, Lydia Hagger, zur Verfügung gestellt.


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