Geografie/Hydrologie: Unterschied zwischen den Versionen

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[[ die geologischen Verhältnisse im aargauischen Reusstal südlich von Bremgarten]]
Das aargauische Reusstal südlich von
Das aargauische Reusstal südlich von
Bremgarten ist in seinem geologischen
Bremgarten ist in seinem geologischen
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bildeten sich durch die Stirnmoränen
bildeten sich durch die Stirnmoränen
gestaute Seen, die im Falle des
gestaute Seen, die im Falle des
Hallwiler-, Baldegger- und SemPachersees
Hallwiler-, Baldegger- und Sempachersees
auch heute noch erhalten
auch heute noch erhalten
sind, während in den anderen Tälern,
sind, während in den anderen Tälern,
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jungen postglazialen Seetonen und im
jungen postglazialen Seetonen und im
Reusstal darüber mit einer jungen
Reusstal darüber mit einer jungen
Übergussschicht aus Reusskieso während
Übergussschicht aus Reusskies, während
die Talflanken eine weitgehend
die Talflanken eine weitgehend
zusammenhängende Moränendecke
zusammenhängende Moränendecke
mit noch gut erhaltenen Moränenwällen
mit noch gut erhaltenen Moränenwällen
und zahlreichen Findlingen aller
und zahlreichen Findlingen aller
Grössen aufweisen.
Grössen aufweisen.
Im folgenden beschränken wir uns
Im folgenden beschränken wir uns
auf die Beschreibung des auf der geologischen
auf die Beschreibung des auf der geologischen
Karte dargestellten Gebietes
Karte dargestellten Gebietes
zwischen Mühlau und Bremgarten.
zwischen Mühlau und Bremgarten.
1. Felsunterlage aus Molasse
 
[[[1. Felsunterlage aus Molasse]]]
 
Südlich von Bremgarten besteht die
Südlich von Bremgarten besteht die
Felsunterlage aus Schichten der sogenannten
Felsunterlage aus Schichten der sogenannten
<Oberen Süsswassermolas
"Oberen Süsswassermolase"", nämlich vorwiegend weichen
 
lä,,, nämlich uoi*ireäA ilirh* i
Mergeln in Wechsellagerung mit untergeordneten
Mergeln in Wechsellagerung mit untergeordneten
härteren Sandsteinbänken
härteren Sandsteinbänken
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oder trägt eine nur wenig
oder trägt eine nur wenig
mächtige Moränenbedeckung.
mächtige Moränenbedeckung.
2. Eiszeitliche Moränenablagerungen
 
a) Risseiszeit
[[[2. Eiszeitliche Moränenablagerungen]]]
 
[[[[a) Risseiszeit]]]]
 
Relikte aus der vorletzten Eiszeit, der
Relikte aus der vorletzten Eiszeit, der
Risseiszeit, lassen sich zwischen
Risseiszeit, lassen sich zwischen
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Partien des Reussufers von Bremgarten
Partien des Reussufers von Bremgarten
an abwärts der sogenannte
an abwärts der sogenannte
<Reusstallehm>, eine über 150m
"Reusstallehm", eine über 150m
mächtige Abfolge von sehr kompakt
mächtige Abfolge von sehr kompakt
gelagerten, feinkörnigen Seesedimenten,
gelagerten, feinkörnigen Seesedimenten,
die altersmässig ans Ende der
die altersmässig ans Ende der
Risseiszeit oder ins Riss/Würm-Interglazialgehören.
Risseiszeit oder ins Riss/Würm-Interglazial gehören.
b) Würmeiszeit
 
[[[[b) Würmeiszeit]]]]
 
Alle übrigen Moränenablagerungen,
Alle übrigen Moränenablagerungen,
an denen beide Talflanken des Reuss
an denen beide Talflanken des Reusstales, an denen beide Talflanken so überaus reich sind enstammen der letzten Würmeiszeit. Mergeln in Wechsellagerung mit untergeordneten
 
,,, nämlich uoi*ireäA ilirh* i
Mergeln in Wechsellagerung mit untergeordneten
härteren Sandsteinbänken
härteren Sandsteinbänken
in flacher, mehr oder weniger horizontaler
in flacher, mehr oder weniger horizontaler
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oder trägt eine nur wenig
oder trägt eine nur wenig
mächtige Moränenbedeckung.
mächtige Moränenbedeckung.
2. Eiszeitliche Moränenablagerungen
a) Risseiszeit
Relikte aus der vorletzten Eiszeit, der
Risseiszeit, lassen sich zwischen
Bünztal und Seetal am Lindenberg
oberhalb Geltwil und Beinwil in Form
von alten, tiefgründig verwitterten,
kiesreichen Moränen erkennen.
Ferner erscheint in den tiefsten
Partien des Reussufers von Bremgarten
an abwärts der sogenannte
<Reusstallehm>, eine über 150m
mächtige Abfolge von sehr kompakt
gelagerten, feinkörnigen Seesedimenten,
die altersmässig ans Ende der
Risseiszeit oder ins Riss/Würm-Interglazialgehören.
b) Würmeiszeit
b) Würmeiszeit
Alle übrigen Moränenablagerungen,
Alle übrigen Moränenablagerungen,
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in zahlreichen kleinen Steinbrüchen
in zahlreichen kleinen Steinbrüchen
abgebaut und a) Randsteinen
abgebaut und a) Randsteinen
verarbeitet worden - der Kan-
verarbeitet worden - der Kanton Aargau war damals Exportland
8
 
ton Aargau war damals Exportland
für Granit - bis sie, wie alle grossen
für Granit - bis sie, wie alle grossen
Findlinge, unter Naturschutz gestellt
Findlinge, unter Naturschutz gestellt
wurden.
wurden.
3. Schotter beidseits der Talsohle als
 
kiesige Flussablagerungen
[[[3. Schotter beidseits der Talsohle als kiesige Flussablagerungen]]]
 
Etwas oberhalb der Talsohle liegen an
Etwas oberhalb der Talsohle liegen an
der rechten Talflanke von Oberlunkhofen
der rechten Talflanke von Oberlunkhofen
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westlich von Hermetschwil und
westlich von Hermetschwil und
Bremgarten.
Bremgarten.
Spätglaziale Rückzugsschotter, die
Spätglaziale Rückzugsschotter, die
etwa zur Zeit des Bremgarten-Stadiums
etwa zur Zeit des Bremgarten-Stadiums
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altersmässig nur wenig jünger sein als
altersmässig nur wenig jünger sein als
jene.
jene.
4. Sandig-lehmige Seeablagerungen
[[[4. Sandig-lehmige Seeablagerungen]]]
 
In der Talsohle des Reusstales talaufwärts
In der Talsohle des Reusstales talaufwärts
von Hermetschwil und Zufikon
von Hermetschwil und Zufikon
liegen Sedimente eines einstigen von
liegen Sedimente eines einstigen von
den Endmoränen von Zufikon-
den Endmoränen von Zufikon-
Bremgarten gestauten <Bremgarten
Bremgarten gestauten ""Bremgartensees. Es sind in den tieferen und
 
I
seesD. Es sind in den tieferen und
nördlicheren Partien vorwiegend lehmige,
nördlicheren Partien vorwiegend lehmige,
darüber eher sandige, aber jedenfalls
darüber eher sandige, aber jedenfalls
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Wasser, also auf einem
Wasser, also auf einem
Seegrund, abgelagert wurden.
Seegrund, abgelagert wurden.
5. Reussschotter
 
[[[5. Reussschotter]]]
 
Darüber liegt ein locker gelagerter,
Darüber liegt ein locker gelagerter,
durchlässiger, sandiger Kies, der im
durchlässiger, sandiger Kies, der im
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und keilt schliesslich vor Unterlunkhofen
und keilt schliesslich vor Unterlunkhofen
aus.
aus.
6. Bachschuttkegel
[[[6. Bachschuttkegel]]]
 
Noch jünger als dieser Reussschotter
Noch jünger als dieser Reussschotter
der Talsohle sind die seitlichen
der Talsohle sind die seitlichen
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Unterlunkhofen und Jonen am östlichen
Unterlunkhofen und Jonen am östlichen
Talrand. Sie bieten einen relativ
Talrand. Sie bieten einen relativ
trockenen, einige Meter über der Talsohle
trockenen, einige Meter über der Talsohle
gelegenen Baugrund und damit
gelegenen Baugrund und damit
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Talsohle siedlungsfeindlich
Talsohle siedlungsfeindlich
blieb.
blieb.
7. Schwemmlehm und Torf
 
[[[7. Schwemmlehm und Torf]]]
 
Als oberste und damit jüngste Bildungen
Als oberste und damit jüngste Bildungen
der Talsohle finden sich über dem
der Talsohle finden sich über dem
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abgeschnitten sind und nur noch
abgeschnitten sind und nur noch
langsam organisch verlanden können.
langsam organisch verlanden können.
8. Talgeschichte
 
[[[8. Talgeschichte]]]
 
Die geologische Geschichte des aargauischen
Die geologische Geschichte des aargauischen
Reusstales ist gekennzeichnet
Reusstales ist gekennzeichnet
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von Erosions- und Akkumulationsphasen,
von Erosions- und Akkumulationsphasen,
von Abtrag und Auffüllung.
von Abtrag und Auffüllung.
Im Mittelpleistozän, vor der Rissvergletscherungo
Im Mittelpleistozän, vor der Rissvergletscherungo
erfolgte die intensivste
erfolgte die intensivste
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der Flanken und schliesslich eine
der Flanken und schliesslich eine
Überkleisterung mit Moränen.
Überkleisterung mit Moränen.
Nach dem Abschmelzen des recht
Nach dem Abschmelzen des recht
mächtigen Eises blieben im Reusstal
mächtigen Eises blieben im Reusstal
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und langsamer mit feinkörnigen Seesedimenten,
und langsamer mit feinkörnigen Seesedimenten,
dem sogenannten
dem sogenannten
<Reusstallehm>, in einer Mächtigkeit
"Reusstallehm", in einer Mächtigkeit
von 100 bis 150m gefüllt wurden und
von 100 bis 150m gefüllt wurden und
dabei verlandeten.
dabei verlandeten.
Dann führte eine kräftige Aufschotterungsphase,
Dann führte eine kräftige Aufschotterungsphase,
wahrscheinlich
wahrscheinlich
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Wallmoränen. und nach dem Abschmelzen
Wallmoränen. und nach dem Abschmelzen
des Eises Bildung des
des Eises Bildung des
<Bremgartensees>, gestaut durch die
"Bremgartensees", gestaut durch die
bei Zufikon und Hermetschwil das
bei Zufikon und Hermetschwil das
Tal querenden, findlingsübersäten
Tal querenden, findlingsübersäten
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Schlucht ein und bildete dabei auch
Schlucht ein und bildete dabei auch
im Längsprofil einen deutlichen Gefällsknick,
im Längsprofil einen deutlichen Gefällsknick,
der durch die relativ hohe
der durch die relativ hoheErosionsresistenz der findlingsreichen
Moränen bedingt ist.


Erosionsresistenz der findlingsreichen
Moränen bedingt ist.
Das seegefüllte Zungenbecken
Das seegefüllte Zungenbecken
wurde nach dem Zurückschmelzen
wurde nach dem Zurückschmelzen
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und Sande und anschliessend als
und Sande und anschliessend als
von Süden geschüttete Übergussschicht
von Süden geschüttete Übergussschicht
der <Reussschotter>, der
der "Reussschotter", der nach Norden immer dünner wird und
nach Norden immer dünner wird und
schliesslich bei Unterlunkhofen auskeilt.
schliesslich bei Unterlunkhofen auskeilt.
Zu Zeiten von Überflutungen der
Zu Zeiten von Überflutungen der
Talsohle kamen über dem Kies flächenhaft
Talsohle kamen über dem Kies flächenhaft
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zur Ablagerung, in den Altläufen und
zur Ablagerung, in den Altläufen und
toten Reussmäandern auch Torf als
toten Reussmäandern auch Torf als
organisches Verlandung ssediment.
organisches Verlandungungssediment.
 
Und dann kam der Mensch,zwang
Und dann kam der Mensch,zwang
den natürlich mäandrierenden Fluss
den natürlich mäandrierenden Fluss
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eine künstliche Auflandungsstrecke
eine künstliche Auflandungsstrecke
um.
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Womit die geologische Geschichte
Womit die geologische Geschichte
dieses schönen Talabschnittes ihren
dieses schönen Talabschnittes ihren
vorläufigen Abschluss gefunden hat.
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Der Vergleich einiger Zahlen aus
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dem Hydrologischen Jahrbuch 1979
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Der Reussabfluss in Mellingen stammte 1979 im Jahresdurchschnitt
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Anders lagen die Verhältnisse beim
Hochwasser vom 17. Juni 1979: Von
Hochwasser vom 17. Juni 1979: Von
der Abflussspitze in Mellingen
der Abflussspitze in Mellingen
stammten 5lo/o aus dem Vierwaldstättersee
stammten 51% aus dem Vierwaldstättersee
und 42o/o aus der Kleinen
und 42% aus der Kleinen
Emme; die Reuss in Luzern und die
Emme; die Reuss in Luzern und die
Kleine Emme führten damals also fast
Kleine Emme führten damals also fast
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später als dasjenige der Kleinen
später als dasjenige der Kleinen
Emme auf, so dass es nicht zu dieser
Emme auf, so dass es nicht zu dieser
Superposition kommt. Dies geht ja
Superposition kommt.
auch aus Abb. 5 in bezug auf die kleineren
Abflussspitzen der Monate
Februar, März, Septembero Oktober,
November und Dezember hervor.
Verallgemeinernd kann daraus gefolgert
werden, dass der Reussabfluss
in Mellingen bei Nieder- und Mittelwasser
zum weitaus überwiegenden
Teil aus dem Vierwaldstättersee
stammt, bei Hochwasser dagegen zu
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Abb. 5 Ganglinien der Abflüsse im Jahre
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Stationen Reuss-Luzern (oben), Kleine
Emme-Littau (Mitte) und Reuss-Mellingen
(unten)
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Version vom 26. Juni 2006, 20:04 Uhr

die geologischen Verhältnisse im aargauischen Reusstal südlich von Bremgarten

Das aargauische Reusstal südlich von Bremgarten ist in seinem geologischen Aufbau recht ähnlich seinen westlichen Nachbartälern, nämlich dem Seetal südlich von Seon, dem Wynatal südlich von Gontenschwil, dem Suhretal südlich von Staffelbach: Es sind breite, in die Molasse eingetiefte Flusstäler, die einst von den Gletschern der Würmeiszeit überschliffen und umgeformt wurden. Beim Abschmelzen des Gletschereises bildeten sich durch die Stirnmoränen gestaute Seen, die im Falle des Hallwiler-, Baldegger- und Sempachersees auch heute noch erhalten sind, während in den anderen Tälern, so auch im Reusstal, einst vorhandene Seen unterdessen völlig verlandet sind. Die Talsohlen sind gefüllt mit jungen postglazialen Seetonen und im Reusstal darüber mit einer jungen Übergussschicht aus Reusskies, während die Talflanken eine weitgehend zusammenhängende Moränendecke mit noch gut erhaltenen Moränenwällen und zahlreichen Findlingen aller Grössen aufweisen.

Im folgenden beschränken wir uns auf die Beschreibung des auf der geologischen Karte dargestellten Gebietes zwischen Mühlau und Bremgarten.

[[[1. Felsunterlage aus Molasse]]]

Südlich von Bremgarten besteht die Felsunterlage aus Schichten der sogenannten "Oberen Süsswassermolase"", nämlich vorwiegend weichen Mergeln in Wechsellagerung mit untergeordneten härteren Sandsteinbänken in flacher, mehr oder weniger horizontaler Lagerung. Aufgeschlossen ist die Felsunterlage in einzelnen Bachtobeln an der westlichen Talflanke zwischen Muri und Mühlau, an der östlichen Talflanke von Bremgarten dem Hangfuss entlang über Oberwil, Unter- und Oberlunkhofen bis ins Jonentälchen. Auf der Hochfläche des Mutschellen und bei Berikon reicht die Molasse meist bis zur Geländeoberfläche oder trägt eine nur wenig mächtige Moränenbedeckung.

[[[2. Eiszeitliche Moränenablagerungen]]]

[[a) Risseiszeit]]

Relikte aus der vorletzten Eiszeit, der Risseiszeit, lassen sich zwischen Bünztal und Seetal am Lindenberg oberhalb Geltwil und Beinwil in Form von alten, tiefgründig verwitterten, kiesreichen Moränen erkennen. Ferner erscheint in den tiefsten Partien des Reussufers von Bremgarten an abwärts der sogenannte "Reusstallehm", eine über 150m mächtige Abfolge von sehr kompakt gelagerten, feinkörnigen Seesedimenten, die altersmässig ans Ende der Risseiszeit oder ins Riss/Würm-Interglazial gehören.

[[b) Würmeiszeit]]

Alle übrigen Moränenablagerungen, an denen beide Talflanken des Reusstales, an denen beide Talflanken so überaus reich sind enstammen der letzten Würmeiszeit. Mergeln in Wechsellagerung mit untergeordneten härteren Sandsteinbänken in flacher, mehr oder weniger horizontaler Lagerung. Aufgeschlossen ist die Felsunterlage in einzelnen Bachtobeln an der westlichen Talflanke zwischen Muri und Mühlau, an der östlichen Talflanke von Bremgarten dem Hangfuss entlang über Oberwil, Unter- und Oberlunkhofen bis ins Jonentälchen. Auf der Hochfläche des Mutschellen und bei Berikon reicht die Molasse meist bis zur Geländeoberfläche oder trägt eine nur wenig mächtige Moränenbedeckung. b) Würmeiszeit Alle übrigen Moränenablagerungen, an denen beide Talflanken des Reuss

fliessen gegen das Reusstal verhindert und fliesst seither nördlich von Berikon über Rudolfstetten ins Reppischtal hinüber, als eine interessante Flussablenkung, die späteiszeitlich angelegt wurde. Auf der linken Talseite reichte das Reusstaleis noch bis ins Bünztal bei Wohlen. Beim zweiten Rückzugsstadium, jenem von Bremgarten/Zufikon, formte das Gletschereis am linken Talrand die markanten Seitenmoränen westlich von Rottenschwil, zwischen Merenschwand und Muri und oberhalb von Mühlau, an der rechten Talflanke jene von Zufikon, Oberlunkhofen und Obfelden. Neben den markanten, langgezogenen Wallformen der Seitenmoränen gehören die erratischen Blöcke, die Findlinge, zu den charakteristischen Zeugen einstiger Eisbedeckung. Berühmtes Leitgestein für den Reussgletscher ist der sogenannte <Wind- I eällenRorphyr>, ein dunkelrotbrauner I Quarzporphyr aus der Gipfelregion 'der Windgälle, der in beiden Nachbargletschern fehlt. Gegen den Linthgletscher, das heisst nach Osten, dienen die hellen Granite aus dem urnerischen Reusstal ebenfalls zur Abgrenzung des einstigen Reusseises. Daneben finden sich viele alpine Kalke aus den Kalkalpen beidseits des Vierwaldstättersees und Nagelfluhblöcke aus der subalpinen Molasse von Rigi und Rossberg. Viele der grossen Granitfindlinge haben volkstümliche Namen, wie etwa <Bettlerstein> oder <Erdmannlistein>, beide im Moränengebiet zwischen Bremgarten und Wohlen gelegen. Solche erratischen Granitblöcke waren im letzten Jahrhundert in zahlreichen kleinen Steinbrüchen abgebaut und a) Randsteinen verarbeitet worden - der Kanton Aargau war damals Exportland für Granit - bis sie, wie alle grossen Findlinge, unter Naturschutz gestellt wurden.

[[[3. Schotter beidseits der Talsohle als kiesige Flussablagerungen]]]

Etwas oberhalb der Talsohle liegen an der rechten Talflanke von Oberlunkhofen an talaufwärts über Jonen, Ottenbach und Obfelden bis gegen Maschwanden moränenbedeckte, ältere Flussschotter in grosser Ausdehnung, die man allgemein als sogenannte ( Mittelterrassenschotter> bezeichnet und altersmässig in die Frühphase der Würmeiszeit stellt, also als Vorstossschotter betrachtet. Zeitlich analoge Schotter, die stärker moränenbedeckt sind, aber ebenfalls interessante Grundwasserleiter darstellen, finden sich auch an der linken Talflanke westlich von Hermetschwil und Bremgarten.

Spätglaziale Rückzugsschotter, die etwa zur Zeit des Bremgarten-Stadiums des Reussgletschers zur Ablagerung gelangteno flrnden sich von Zufikon wie auch von Hermetschwil talabwärts über Bremgarten bis gegen Eggenschwil und Göslikon-Fischbach. Randliche Schotter bei Merenschwand und Maschwanden, die beide nicht moränenbedeckt sind, ferner die lokalen Schotter von Muri dürften altersmässig nur wenig jünger sein als jene. [[[4. Sandig-lehmige Seeablagerungen]]]

In der Talsohle des Reusstales talaufwärts von Hermetschwil und Zufikon liegen Sedimente eines einstigen von den Endmoränen von Zufikon- Bremgarten gestauten ""Bremgartensees. Es sind in den tieferen und nördlicheren Partien vorwiegend lehmige, darüber eher sandige, aber jedenfalls feinkörnige, kaum wasserdurchlässige Sedimente, die in stagnierendem Wasser, also auf einem Seegrund, abgelagert wurden.

[[[5. Reussschotter]]]

Darüber liegt ein locker gelagerter, durchlässiger, sandiger Kies, der im luzernischen Reusstal sehr mächtig ist, im Querprofil von Mühlau-Maschwanden noch eine Mächtigkeit von rund 5 bis 10m aufweist und schliesslich in der Gegend von Jonen- Unterlunkhofen gegen Norden weitgehend auskeilt und von dort antalabwärts nur noch in einzelnen bescheidenen Linsen vorkommt. Es handelt sich um einen nacheiszeitlichen Reussschotter, der den Seetonen aufliegt und im luzernischen Reusstal in grossem Stil als Grundwasserlieferant genutzt wird. Bis nördlich von Merenschwand bedeckt er zwar noch die ganze Breite des Talsohle, verliert aber talabwärts zusehends an Mächtigkeit und keilt schliesslich vor Unterlunkhofen aus. [[[6. Bachschuttkegel]]]

Noch jünger als dieser Reussschotter der Talsohle sind die seitlichen Bachschuttkegel, die sich dort bildeten, wo Seitenbäche aus den steilen Talflanken in die Talsohle münden und dabei flache, meist kiesig-lehmige Schwemmkegel ablagerten. Die wichtigsten finden sich bei Merenschwand und Mühlau links der Reuss und bei Unterlunkhofen und Jonen am östlichen Talrand. Sie bieten einen relativ trockenen, einige Meter über der Talsohle gelegenen Baugrund und damit einen sicheren Standort für Dörfer, während die tiefste, überschwemmungsgefährdete Talsohle siedlungsfeindlich blieb.

[[[7. Schwemmlehm und Torf]]]

Als oberste und damit jüngste Bildungen der Talsohle finden sich über dem eigentlichen Kies des Reussschotters auch junge Schwemmsande und Schwemmlehme von meist bescheidener Mächtigkeit, die zu Zeitenvon flächenhafter Ueberflutung der Talsohle aus dem trüben Flusswasser sedimentiert wurden. Schliesslich sind die organischen Sedimente noch zu erwähnen, GYttja und Torf. Sie finden sich in einstigen Reussmäandern, die von der mechanischen Sedimentation der Seitenbäche abgeschnitten sind und nur noch langsam organisch verlanden können.

[[[8. Talgeschichte]]]

Die geologische Geschichte des aargauischen Reusstales ist gekennzeichnet durch einen mehrfachen Wechsel von Erosions- und Akkumulationsphasen, von Abtrag und Auffüllung.

Im Mittelpleistozän, vor der Rissvergletscherungo erfolgte die intensivste Tiefenerosion, welche die Felsunterlage aus Molasse auf weit über l00m unter die heutige Talsohle eintiefte und dem damaligen Relief neue scharfe Akzente verlieh.

Der anschliessende Eisvorstoss der Risseiszeit bis ins Rheintal bei Möhlin brachte dem Reusstal eine glaziale Überarbeitung, eine gewisse Glättung der Flanken und schliesslich eine Überkleisterung mit Moränen.

Nach dem Abschmelzen des recht mächtigen Eises blieben im Reusstal langgezogene Seebecken zurück, die anfänglich rasch, dann langsamer und langsamer mit feinkörnigen Seesedimenten, dem sogenannten "Reusstallehm", in einer Mächtigkeit von 100 bis 150m gefüllt wurden und dabei verlandeten.

Dann führte eine kräftige Aufschotterungsphase, wahrscheinlich den nahen Vorstoss der Würmgletscher anzeigend, zur Bildung der rund 30 bis 50m mächtigen Mittelterrassenschotter, die kurz nach ihrer Ablagerung vom neu vorstossenden Eis der Würmvergletscherung überfahren wurden. Und wieder wiederholte sich der glaziale Zyklus: In der Talsohle eher glaziale Erosion mit Übertiefung der Eisunterlage, an den Talflanken Ablagerung kräftiger langgestreckter Wallmoränen. und nach dem Abschmelzen des Eises Bildung des "Bremgartensees", gestaut durch die bei Zufikon und Hermetschwil das Tal querenden, findlingsübersäten Endmoränen des zweiten Rückzugsstadiums. Als Abfluss dieses Sees schnitt sich die damalige Reuss in diese Endmoränen in einer engen Schlucht ein und bildete dabei auch im Längsprofil einen deutlichen Gefällsknick, der durch die relativ hoheErosionsresistenz der findlingsreichen Moränen bedingt ist.

Das seegefüllte Zungenbecken wurde nach dem Zurückschmelzen des Gletschereises durch Materialzufuhr der Kleinen Emme aus dem Entlebuch und der vielen Seitenbäche aus den anfänglich noch nicht durch Wälder geschützten Talflanken aufgefüllt. Es bildeten sich die postglazialen Seetone und Sande und anschliessend als von Süden geschüttete Übergussschicht der "Reussschotter", der nach Norden immer dünner wird und schliesslich bei Unterlunkhofen auskeilt.

Zu Zeiten von Überflutungen der Talsohle kamen über dem Kies flächenhaft Überschwemmungslehme zur Ablagerung, in den Altläufen und toten Reussmäandern auch Torf als organisches Verlandungungssediment.

Und dann kam der Mensch,zwang den natürlich mäandrierenden Fluss mit Dämmen in einen unnatürlich geradlinigen Lauf, verbot ihm über die Ufer zu treten und die Talsohle mit jungfräulichem Flussschlamm zu bedecken und dabei langsam zu erhöhen, staute ihn am unteren Ende der Moränenschlucht zu einem künstlichen See und wandelte damit jene einstige natürliche Erosionsstrecke in eine künstliche Auflandungsstrecke um.

Womit die geologische Geschichte dieses schönen Talabschnittes ihren vorläufigen Abschluss gefunden hat.

HeinrichJäckli

Der Vergleich einiger Zahlen aus dem Hydrologischen Jahrbuch 1979 erhellt im übrigen noch folgendes:

Der Reussabfluss in Mellingen stammte 1979 im Jahresdurchschnitt zu 75% aus dem Vierwaldstättersee und zu 13 % aus der Kleinen Emme. Weitere 6% entfielen auf die Lorze und die restlichen 6% auf kleinere Bäche im Einzugsgebiet.

Anders lagen die Verhältnisse beim Hochwasser vom 17. Juni 1979: Von der Abflussspitze in Mellingen stammten 51% aus dem Vierwaldstättersee und 42% aus der Kleinen Emme; die Reuss in Luzern und die Kleine Emme führten damals also fast gleichviel Wasser. Es handelte sich dabei um einen der eher seltenen Fälle, wo die Reuss in Luzern und die Kleine Emme praktisch gleichzeitig ihr Jahresmaximum erreichten und sich zum Jahresmaximum in Mellingen überlagerten. Im allgemeinen tritt das Maximum der Reuss in Luzern später als dasjenige der Kleinen Emme auf, so dass es nicht zu dieser Superposition kommt.