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===Die Reuss zwischen Amsteg und Erstfeld (Reussdelta)===
Die Reuss mit einem Einzugsgebiet von g32 km, verursachte
seit jeher grosse Überschwemmungen zwischen Amsteg und
dem Urnersee. Verwüstete Felder und Häuser hinterliessen
grosse Not. Die Ereignisse ab dem Jahre 1g2g veranlassten
die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft zu einer spendensammlung
für eine umfa$sende Korrektur der Reuss.
Der urner Landrat und die Bezirksgemeinde veranlassten die
Projektierung eines Kanars von der seedorferbrücke bis zum
See. 1850 -18s2 erfolgte der Bau. Die Dämme aus zugeführten
steinen ruhten auf Holzrosten. Die sohlenbreite, auf 2s Meter
angelegt, wurde noch während des Baus um rund einen Meter
verengt, um den Abfluss zu beschleunigen. 1gg4-1963 setzte
man die Verbauungen bis zur,Attinghauserbiücke fort. Nach
einem Hochwasser von 186g erweiterte man das ouerprofil im
unteren Teil auf 30-40 Meter.
Berechnungen um die Mitte des ,|9. Jahrhunderts ergaben eine
jährliche Geschiebezufuhr von rund 150'000 m3. In den folgenden
Jahrzehnten erhöhte sich die sohle der Reuss durch Abla





Version vom 19. Juli 2006, 20:49 Uhr

Die Reuss - ihre Ursprünge im Gotthardgebiet

Gotthardreuss

Hauptbäche zur Gotthardreuss am Gotthardpass

Vta. di S. Gotthardo 2386m, westlich des Gotthardpasses

Lago di Lucendro 2134m, westlich des Gotthardpasses Vier kleine Seen nördlich des Lago di Lucendro: Laghi della Valleta, Laghi della d'Orsiora, um 2300m

Guspis- Tal, nördlich des P. Centrale 2925 m

Die Gotthardreuss vereinigt sich in Hospental mit der Furkareuss 1493m, zur Reuss


Länge der Gotthardreuss von Gotthardpass bis Hospental ca.7.5 km

Die Seelein auf dem Gotthardpass entwässern sich in den Ticino

Sidelen- Bach

Sidelen- Gletscher 2800m östlich des Grossen Furkahorns, 3169m, entwässert durch den Sidelen- Bach, nördlich des Furkapasses, mündet unterhalb des Furkapasses in die Furkareuss

Länge: ca. 2.3 km

Furkareuss

Drei kleine Seelein südlich des Furkapasses um 2700m

Länge: ca.14 km

Muttenreuss

Entwässert den Muttengletscher, westlich des Witenwasserernstoch 3082m, vereinigt sich bei Hinter Schweig, 1739m mit der Witenwasserreuss.

Länge: ca. 5.5 km


Witenwasserreuss

Entwässert den Witenwassergletscher, nördlich des Witenwasserstock 3082m, fliesst durch das Witenwasseren- Tal, und vereinigt sich bei Hinter Schweig, 1739m mit der Muttenreuss

Länge: ca. 5.9 km

Muttenreuss und Witenwasserreuss münden nach 1 km in die Furkareuss

Cheelenreuss

Entwässert den Chelengletscher, östlich des Hinter- Tierberg 3418m und fliesst in den Göscheneralpsee, 1792m

Länge: ca. 3.0 km

Dammareuss

Entwässerten den riesigen Dammagletscher östlich des Dammastock, 3630.3m(Winterberge) und fliesst in den Göscheneralpsee, 1792m

Länge: ca.2. km

Göscheneralpreuss

Entspringt unterhalb des Göscheneralpstaudammes, 1500m und mündet in Göschenen, 1102m in die Reuss

Länge: ca. 7.0 km

Voralpreuss

Entwässert den riesigen Flachsteinfirn, östlich des Sustenlimihorn, 3194m und den Wallenburfirn, östlich des Chli Sustenhorn, 3309m und mündet bei Wiggen in die junge Göschenerreuss

Länge: 6,2 km

Unteralpreuss

Das Bortwasser entwässert den oberen Schützfirn, nördlich des P. Centrale, 2999m und mündet nach 4 km in die Unteralpreuss,bei 1930m Diese entwässert das Unteralptal und mündet bei Andermatt, 1436m in die Reuss

Länge. ca.7.4 km

Oberalpreuss

Die Oberalpreuss ist der Abfluss des Oberalpsees 2025m auf dem Oberalppass 2044m. Sie mündet oberhalb Andermatt 1436m in die Unteralpreuss

Länge: ca. 4.7 km

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Das Einzugsgebiet der Reuss

  • Oberfläche des Einzugsgebietes 3382 km2

Zum Vergleichen:

Kanton Zurich 1729 km2

Kanton Tessin 2812 km2

Kanton Waadt 3212 km2

Der grösste CH- Kanton Graubünden 7105 km2

  • Anteil der vergletscherten Flächen 3,3%
  • Anteil der Seeoberfläche 5,2%
  • Mittlere Höhe des Einzugsgebietes 1240m ü.M.
  • Höchster Punkt (Dammastock) 3630.3m ü.M.
  • Messstation Mellingen 345m ü.M.
  • Einmündung in die Aare unterhalb Brugg bei Stilli 329m ü.M.
  • Länge der Reuss 160 km

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Die Reuss zwischen Amsteg und Erstfeld (Reussdelta)

Die Reuss mit einem Einzugsgebiet von g32 km, verursachte seit jeher grosse Überschwemmungen zwischen Amsteg und dem Urnersee. Verwüstete Felder und Häuser hinterliessen grosse Not. Die Ereignisse ab dem Jahre 1g2g veranlassten die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft zu einer spendensammlung für eine umfa$sende Korrektur der Reuss. Der urner Landrat und die Bezirksgemeinde veranlassten die Projektierung eines Kanars von der seedorferbrücke bis zum See. 1850 -18s2 erfolgte der Bau. Die Dämme aus zugeführten steinen ruhten auf Holzrosten. Die sohlenbreite, auf 2s Meter angelegt, wurde noch während des Baus um rund einen Meter verengt, um den Abfluss zu beschleunigen. 1gg4-1963 setzte man die Verbauungen bis zur,Attinghauserbiücke fort. Nach einem Hochwasser von 186g erweiterte man das ouerprofil im unteren Teil auf 30-40 Meter. Berechnungen um die Mitte des ,|9. Jahrhunderts ergaben eine jährliche Geschiebezufuhr von rund 150'000 m3. In den folgenden Jahrzehnten erhöhte sich die sohle der Reuss durch Abla


Die Wasserführung der Reuss

Der Reussabfluss in Mellingen stammte 1979 im Jahresdurchschnitt zu 75% aus dem Vierwaldstättersee und zu 13 % aus der Kleinen Emme. Weitere 6% entfielen auf die Lorze und die restlichen 6% auf kleinere Bäche im Einzugsgebiet.

Anders lagen die Verhältnisse beim Hochwasser vom 17. Juni 1979: Von der Abflussspitze in Mellingen stammten 51% aus dem Vierwaldstättersee und 42% aus der Kleinen Emme; die Reuss in Luzern und die Kleine Emme führten damals also fast gleichviel Wasser. Es handelte sich dabei um einen der eher seltenen Fälle, wo die Reuss in Luzern und die Kleine Emme praktisch gleichzeitig ihr Jahresmaximum erreichten und sich zum Jahresmaximum in Mellingen überlagerten. Im allgemeinen tritt das Maximum der Reuss in Luzern später als dasjenige der Kleinen Emme auf, so dass es nicht zu dieser Superposition kommt.

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Die geologischen Verhältnisse im aargauischen Reusstal südlich von Bremgarten

Das aargauische Reusstal südlich von Bremgarten ist in seinem geologischen Aufbau recht ähnlich seinen westlichen Nachbartälern, nämlich dem Seetal südlich von Seon, dem Wynatal südlich von Gontenschwil, dem Suhretal südlich von Staffelbach: Es sind breite, in die Molasse eingetiefte Flusstäler, die einst von den Gletschern der Würmeiszeit überschliffen und umgeformt wurden. Beim Abschmelzen des Gletschereises bildeten sich durch die Stirnmoränen gestaute Seen, die im Falle des Hallwiler-, Baldegger- und Sempachersees auch heute noch erhalten sind, während in den anderen Tälern, so auch im Reusstal, einst vorhandene Seen unterdessen völlig verlandet sind. Die Talsohlen sind gefüllt mit jungen postglazialen Seetonen und im Reusstal darüber mit einer jungen Übergussschicht aus Reusskies, während die Talflanken eine weitgehend zusammenhängende Moränendecke mit noch gut erhaltenen Moränenwällen und zahlreichen Findlingen aller Grössen aufweisen.

Im folgenden beschränken wir uns auf die Beschreibung des auf der geologischen Karte dargestellten Gebietes zwischen Mühlau und Bremgarten.

1. Felsunterlage aus Molasse

Südlich von Bremgarten besteht die Felsunterlage aus Schichten der sogenannten "Oberen Süsswassermolase"", nämlich vorwiegend weichen Mergeln in Wechsellagerung mit untergeordneten härteren Sandsteinbänken in flacher, mehr oder weniger horizontaler Lagerung. Aufgeschlossen ist die Felsunterlage in einzelnen Bachtobeln an der westlichen Talflanke zwischen Muri und Mühlau, an der östlichen Talflanke von Bremgarten dem Hangfuss entlang über Oberwil, Unter- und Oberlunkhofen bis ins Jonentälchen. Auf der Hochfläche des Mutschellen und bei Berikon reicht die Molasse meist bis zur Geländeoberfläche oder trägt eine nur wenig mächtige Moränenbedeckung.

2. Eiszeitliche Moränenablagerungen

a) Risseiszeit

Relikte aus der vorletzten Eiszeit, der Risseiszeit, lassen sich zwischen Bünztal und Seetal am Lindenberg oberhalb Geltwil und Beinwil in Form von alten, tiefgründig verwitterten, kiesreichen Moränen erkennen. Ferner erscheint in den tiefsten Partien des Reussufers von Bremgarten an abwärts der sogenannte "Reusstallehm", eine über 150m mächtige Abfolge von sehr kompakt gelagerten, feinkörnigen Seesedimenten, die altersmässig ans Ende der Risseiszeit oder ins Riss/Würm-Interglazial gehören.

b) Würmeiszeit

Alle übrigen Moräneablagerungen, an denen beide Talflanken des Reuss tales so überaus reich sind, entstammen der letzten, der Würmeiszeit.Der Maximalstand des damaligen Reussgletschers lässt sich aufgrund der das Tal überquerenden Endmoränen nördlich von Mellingen, ein erstes Rückzugsstadium bei Stetten, ein zweites Rückzugsstadium bei Bremgartenl Zufikon erkennen. Diesen Eisständen entsprechen im benachbarten Limm attal jene von Killwangen (- Maximalstand), Schlieren (- erstes Rückzugsstadium) und Zürich (:zweites Rückzugsstadium). Von den Endmoränen aus lassen sich an beiden Talflanken morphologisch noch recht gut erhaltene Seitenmoränen verfolgen, die den Verlauf der jeweiligen seitlichen Eisrandlagen dokumentieren. Zur Zeit des Maximalstandes, als die Eiszunge des Reussgletschers bis über Mellingen hinausreichte, überströmte das Eis in der Form einer breiten, flachen Eistransfluenz den Mutschellen, wobei Reusseis ins Limmattal bei Dietikon und Killwangen hinüberfloss. Zahlreiche Granitfindlinge als Leitgesteine aus dem Urnerland belegen diese kurzfristige Eisverbindung zwischen Reuss- und Limmattal. Beim ersten Rückzugsstadium, jenem von Stetten, war der Mutschellenpass bereits eisfrei; am Mutschellen wurde der Beriker-Bach oder Rummelbach durch die rechte Randmoräne des Stetten-Stadiums am Ab fliessen gegen das Reusstal verhindert und fliesst seither nördlich von Berikon über Rudolfstetten ins Reppischtal hinüber, als eine interessante Flussablenkung, die späteiszeitlich angelegt wurde. Auf der linken Talseite reichte das Reusstaleis noch bis ins Bünztal bei Wohlen.

Beim zweiten Rückzugsstadium, jenem von BremgartenlZufikon, formte das Gletschereis am linken Talrand die markanten Seitenmorä- i nen westlich von Rottenschwil, zwischen Merenschwand und Muri und' oberhalb von Mühlau, an der rechten Talflanke jene von Zufikon, Oberlunkhofen und Obfelden.

Neben den markanten, langgezogenen Wallformen der Seitenmoränen gehören die erratischen Blöcke, die Findlinge, zu den charakteristischen Zeugen einstiger Eisbedeckung. Berühmtes Leitgestein für den Reussgletscher ist der sogenannte „Windgeällenporphyr“, ein dunkelrotbrauner Quarzporphyr aus der Gipfelregion der Windgälle, der in beiden Nachbargletschern fehlt. Gegen den Linthgletscher, das heisst nach Osten, dienen die hellen Granite aus dem urnerischen Reusstal ebenfalls zur Abgrenzung des einstigen Reusseises. Daneben finden sich viele alpine Kalke aus den Kalkalpen beidseits des Vierwaldstättersees und Nagelfluhblöcke aus der subalpinen Molasse von Rigi und Rossberg. Viele der grossen Granitfindlinge haben volkstümliche Namen, wie etwa „Bettlerstein“ oder „Erdmannlistein“, beide im Moränengebiet zwischen Bremgarten und Wohlen gelegen. Solche erratischen Granitblöcke waren im letzten Jahrhundert in zahlreichen kleinen Steinbrüchen abgebaut und a) Randsteinen verarbeitet worden - der Kanton Aargau war damals Exportland für Granit - bis sie, wie alle grossen Findlinge, unter Naturschutz gestellt wurden.

3. Schotter beidseits der Talsohle als kiesige Flussablagerungen

Etwas oberhalb der Talsohle liegen an der rechten Talflanke von Oberlunkhofen an talaufwärts über Jonen, Ottenbach und Obfelden bis gegen Maschwanden moränenbedeckte, ältere Flussschotter in grosser Ausdehnung, die man allgemein als sogenannte (Mittelterrassenschotter" bezeichnet und altersmässig in die Frühphase der Würmeiszeit stellt, also als Vorstossschotter betrachtet. Zeitlich analoge Schotter, die stärker moränenbedeckt sind, aber ebenfalls interessante Grundwasserleiter darstellen, finden sich auch an der linken Talflanke westlich von Hermetschwil und Bremgarten.

Spätglaziale Rückzugsschotter, die etwa zur Zeit des Bremgarten-Stadiums des Reussgletschers zur Ablagerung gelangteno finden sich von Zufikon wie auch von Hermetschwil talabwärts über Bremgarten bis gegen Eggenschwil und Göslikon-Fischbach. Randliche Schotter bei Merenschwand und Maschwanden, die beide nicht moränenbedeckt sind, ferner die lokalen Schotter von Muri dürften altersmässig nur wenig jünger sein als jene.

4. Sandig-lehmige Seeablagerungen

In der Talsohle des Reusstales talaufwärts von Hermetschwil und Zufikon liegen Sedimente eines einstigen von den Endmoränen von Zufikon- Bremgarten gestauten "Bremgartensees". Es sind in den tieferen und nördlicheren Partien vorwiegend lehmige, darüber eher sandige, aber jedenfalls feinkörnige, kaum wasserdurchlässige Sedimente, die in stagnierendem Wasser, also auf einem Seegrund, abgelagert wurden.

5. Reussschotter

Darüber liegt ein locker gelagerter, durchlässiger, sandiger Kies, der im luzernischen Reusstal sehr mächtig ist, im Querprofil von Mühlau-Maschwanden noch eine Mächtigkeit von rund 5 bis 10m aufweist und schliesslich in der Gegend von Jonen- Unterlunkhofen gegen Norden weitgehend auskeilt und von dort an talabwärts nur noch in einzelnen bescheidenen Linsen vorkommt. Es handelt sich um einen nacheiszeitlichen Reussschotter, der den Seetonen aufliegt und im luzernischen Reusstal in grossem Stil als Grundwasserlieferant genutzt wird. Bis nördlich von Merenschwand bedeckt er zwar noch die ganze Breite des Talsohle, verliert aber talabwärts zusehends an Mächtigkeit und keilt schliesslich vor Unterlunkhofen aus.

6. Bachschuttkegel

Noch jünger als dieser Reussschotter der Talsohle sind die seitlichen Bachschuttkegel, die sich dort bildeten, wo Seitenbäche aus den steilen Talflanken in die Talsohle münden und dabei flache, meist kiesig-lehmige Schwemmkegel ablagerten. Die wichtigsten finden sich bei Merenschwand und Mühlau links der Reuss und bei Unterlunkhofen und Jonen am östlichen Talrand. Sie bieten einen relativ trockenen, einige Meter über der Talsohle gelegenen Baugrund und damit einen sicheren Standort für Dörfer, während die tiefste, überschwemmungsgefährdete Talsohle siedlungsfeindlich blieb.

7. Schwemmlehm und Torf

Als oberste und damit jüngste Bildungen der Talsohle finden sich über dem eigentlichen Kies des Reussschotters auch junge Schwemmsande und Schwemmlehme von meist bescheidener Mächtigkeit, die zu Zeitenvon flächenhafter Ueberflutung der Talsohle aus dem trüben Flusswasser sedimentiert wurden.

Schliesslich sind die organischen Sedimente noch zu erwähnen, Gyttja (Grauschlammboden) und Torf. Sie finden sich in einstigen Reussmäandern, die von der mechanischen Sedimentation der Seitenbäche abgeschnitten sind und nur noch langsam organisch verlanden können.

8. Talgeschichte

Die geologische Geschichte des aargauischen Reusstales ist gekennzeichnet durch einen mehrfachen Wechsel von Erosions- und Akkumulationsphasen, von Abtrag und Auffüllung.

Im Mittelpleistozän, vor der Rissvergletscherung erfolgte die intensivste Tiefenerosion, welche die Felsunterlage aus Molasse auf weit über l00m unter die heutige Talsohle eintiefte und dem damaligen Relief neue scharfe Akzente verlieh.

Der anschliessende Eisvorstoss der Risseiszeit bis ins Rheintal bei Möhlin brachte dem Reusstal eine glaziale Überarbeitung, eine gewisse Glättung der Flanken und schliesslich eine Überkleisterung mit Moränen.

Nach dem Abschmelzen des recht mächtigen Eises blieben im Reusstal langgezogene Seebecken zurück, die anfänglich rasch, dann langsamer und langsamer mit feinkörnigen Seesedimenten, dem sogenannten "Reusstallehm", in einer Mächtigkeit von 100 bis 150m gefüllt wurden und dabei verlandeten.

Dann führte eine kräftige Aufschotterungsphase, wahrscheinlich den nahen Vorstoss der Würmgletscher anzeigend, zur Bildung der rund 30 bis 50m mächtigen Mittelterrassenschotter, die kurz nach ihrer Ablagerung vom neu vorstossenden Eis der Würmvergletscherung überfahren wurden. Und wieder wiederholte sich der glaziale Zyklus: In der Talsohle eher glaziale Erosion mit Übertiefung der Eisunterlage, an den Talflanken Ablagerung kräftiger langgestreckter Wallmoränen. und nach dem Abschmelzen des Eises Bildung des "Bremgartensees", gestaut durch die bei Zufikon und Hermetschwil das Tal querenden, findlingsübersäten Endmoränen des zweiten Rückzugsstadiums. Als Abfluss dieses Sees schnitt sich die damalige Reuss in diese Endmoränen in einer engen Schlucht ein und bildete dabei auch im Längsprofil einen deutlichen Gefällsknick, der durch die relativ hohe Erosionsresistenz der findlingsreichen Moränen bedingt ist.

Das seegefüllte Zungenbecken wurde nach dem Zurückschmelzen des Gletschereises durch Materialzufuhr der Kleinen Emme aus dem Entlebuch und der vielen Seitenbäche aus den anfänglich noch nicht durch Wälder geschützten Talflanken aufgefüllt. Es bildeten sich die postglazialen Seetone und Sande und anschliessend als von Süden geschüttete Übergussschicht der "Reussschotter", der nach Norden immer dünner wird und schliesslich bei Unterlunkhofen auskeilt.

Zu Zeiten von Überflutungen der Talsohle kamen über dem Kies flächenhaft Überschwemmungslehme zur Ablagerung, in den Altläufen und toten Reussmäandern auch Torf als organisches Verlandungungssediment.

Und dann kam der Mensch, zwang den natürlich mäandrierenden Fluss mit Dämmen in einen unnatürlich geradlinigen Lauf, verbot ihm über die Ufer zu treten und die Talsohle mit jungfräulichem Flussschlamm zu bedecken und dabei langsam zu erhöhen, staute ihn am unteren Ende der Moränenschlucht zu einem künstlichen See und wandelte damit jene einstige natürliche Erosionsstrecke in eine künstliche Auflandungsstrecke um.

Womit die geologische Geschichte dieses schönen Talabschnittes ihren vorläufigen Abschluss gefunden hat.

Heinrich Jäckli (1)


Quellen:

Sanierung der Reusstalebene, ein Partnerschaftswerk. AT- Verlag, Aarau 1982, ISBN 3-85502-050-7

(1) Heinrich Jäckli, Seite 7-9

(2) Daniel Vischer, Seite 14 und 15

(3) Swiss Map 1:50'000 pe