Der Weissstorch - Teil 2: Unterschied zwischen den Versionen

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2009  Haaskamin                        ja                    2 Erstflug der Jungstörche ca. 10. Juli
2009  Haaskamin                        ja                    2 Erstflug der Jungstörche ca. 10. Juli
2010  Haaskamin                        ja                    2 bei schlechtem Wetter eingegangen

Version vom 4. Mai 2011, 18:41 Uhr

Ottebächler Mai 2000, Nr. 098

Im letzten Ottebächler berichteten wir über die Lebensweise des Storches hier im Sommerquartier, wie auch über sein Zugverhalten – leider mit einer kaum lesbaren Karte der Zugrouten!

Diesmal möchten wir einige Informationen über die Bestandesentwicklung des Storches in der Schweiz und deren Hintergründe veröffentlichen. Diese Informationen stammen vor allem aus den Bulletins der Schweizerischen Gesellschaft für den Weissstorch in Altreu, die uns Frau M. Enggist zur Verfügung stellte. Frau Enggist beobachtet übrigens auch unsere Ottenbacher Störche und erfasste die statistischen Zahlen, die in der anschliessenden Aufstellung ersichtlich sind.

Ausgestorben – Wiederansiedlung

In der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts sank der Storchenbestand in der Schweiz von etwa 140 Paare auf Null – seither ist er wieder auf 170 Paare gestiegen. Für diesen Anstieg ist allerdings nicht die Natur direkt verantwortlich, sondern vor allem der Mensch und dabei in erster Linie Max Bloesch, welcher mit dem Beginn des Wiederansiedlungsversuches 1948 den stolzen Vogel zurückbrachte. In Altreu und 24 weiteren Stationen wurden Störche aufgezogen und nach der Bildung von Brutpaaren sorgten sie ihrerseits für Nachwuchs, der inzwischen wieder die ursprünglichen Zugwege einschlägt. Nachdem sich europäisch gesehen ebenfalls eine Trendumkehr eingestellt hat und die Bestände auf natürliche Weise wieder steigen, darf mit einer Festigung des schweizerischen Bestandes gerechnet werden.

Klimatische Gründe, Verlust von Lebensraum, Verluste auf dem Zug

Die Ursachen sind vielfältig, welche zum Verschwinden des Weissstorches beigetragen haben. Der Verlust an Lebensräumen im Brutgebiet wie auf den Zugrouten, der erst im 20. Jahrhundert einsetzte, kann nicht der einzige Grund sein. Der Rückzug aus den alpennahen Bereichen lässt auf zusätzliche, klimatische Gründe in der Brutheimat schliessen. Solche spielen sich aber auch in der Region der Sahelzone ab, wo sich durch die Trockenheit und die Ausbreitungstendenz der Wüste der Nahrungserwerb für die Vögel immer wieder sehr schwierig gestaltet.

Dem derzeitigen Jahrhundert ist der heute grösste Verlustfaktor auf dem Zug zuzurechnen – viele Störche kollidieren mit elektrischen Leitungen oder fallen Stromschlägen zum Opfer.

Wie wurde die Wiederansiedlung vorgenommen?

Eingeflogene Jungstörche aus Algerien wurden in Storchenstationen bis zur Erreichung der Brutreife in ihrer Freiheit eingeschränkt, und man liess sie dann frei, wenn sie Paare gebildet hatten und damit die Gründung einer Familie in Aussicht stand. Während diese Brutpaare das ganze Jahr bei uns verblieben, gingen ihre freifliegenden Jungen wieder auf den Zug, zusammen mit Störchen, welche aus nördlicher gelegenen Bruträumen bei uns durchreisen. Dies begann in Altreu, aber schon bald wurden Aussenstationen gebildet, um eine bessere Flächenabdeckung zu erreichen. Eine solche Aussenstation bildete ebenfalls die Station in Jonen. Anfangs gab es naturgemäss etliche Misserfolge. Von 36 Jungstörchen, welche 1955 von Alge-rien in die Schweiz geflogen wurden, kehrte nur einer als Brutvogel wieder in unsere Region zurück!

Grosse Rückschläge mussten immer wieder in Kauf genommen werden, indem Jungstörche in grösserer Zahl bei andauernder Nässe und Kälte ein-gingen. Das kritische Alter der Jungstörche ist dann erreicht, wenn sie von den Altvögeln nicht mehr genügend zugedeckt werden, andererseits ihr Gefieder noch nicht soweit entwickelt ist, dass es eine Durchnässung verhindert. Undurchlässige Horstböden verschlimmern eine solche Situation zusätzlich.

Wie soll es weitergehen?

Angesicht einer positiven Bestandesentwicklung in der Schweiz, aber vor allem auch in ganz Europa, wo zum Teil ähnliche Projekte durchgezogen wurden, gibt es heute keinen triftigen Grund mehr, Störche in Gefangenschaft zu züchten. Auch im Sinne des verstorbenen Storchenvaters Max Bloesch kann die eigentliche Ansiedlung abgeschlossen werden und die verschiedenen Stationen zu Informationszentren umstrukturiert werden oder wie im Falle Jonen aufgehoben werden. 1993 hat sich das letzte Paar von Bodenstörchen aus der Station Jonen verabschiedet und auf dem Elektromast bei der Kläranlage Ottenbach- Jonen 2 Junge aufgezogen!

Nun braucht der Storch, wie alle anderen Lebewesen auch, geeignete Le-bensräume im Brutgebiet, auf dem Zug und im Winterquartier, um sich zu entfalten und seinen Bestand zu sichern. So hoffen wir, dass uns der stolze Segler auch in der Region Reusstal erhalten bleibt.

Übrigens:

Benutzen Sie die Gelegenheit bei einem Spaziergang oder einer Velotour, das Storchenpaar auf dem Elektromast oberhalb der Kläranlage Ottenbach- Jonen zu beobachten. Das Storchenpaar auf dem durch Hans Fässler neu erstellten Horstrad auf dem Haaskamin kann sogar auf dem im Haas aufgestellten Bildschirm beobachtet werden!


Bruterfolge auf dem Haaskamin Ottenbach und dem Elektromast Jonen von 1993 – 1998


Jahr Standort Brutpaar Anzahl Junge

1993 Haaskamin (Ottenbach) - -

Elektromast (Jonen) ja 2

1994 Haaskamin ja 2

Elektromast ja 2

1995 Haaskamin ja -

Elektromast ja 2

1996 Haaskamin ja -

Elektromast ja 2

1997 Haaskamin ja 3

Elektromast - -

1998 Haaskamin ja 2

Elektromast - -

Kommission für Natur- und Landschaftsschutz KNL Ottenbach

Werner Meuter


2008 Haaskamin ja - 2, bei schlechtem Wetter eingegangen

2009 Haaskamin ja 2 Erstflug der Jungstörche ca. 10. Juli

2010 Haaskamin ja 2 bei schlechtem Wetter eingegangen