Der Turmfalke

Aus Ottenbach
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Ottebächler Nr. 138 Januar 2007

Der Turmfalke (Falco tinnunculus)

Der Turmfalke ist vor allem für seine Jagdweise bekannt: Plötzlich stellt er sich im Flug gegen den Wind und verharrt dank dem Rüttelflug und dem breit gefächerten Schwanz erstaunlich lange an der gleichen Stelle, um nach Mäusen Ausschau zu halten. Bei uns ist der Turmfalke noch weit verbreitet, ist aber seit den Sechzigerjahren in den Niederungen wesentlich seltener geworden. Schuld daran sind die ausgeräumten, intensiv genutzten Landschaften, wodurch das Nahrungsangebot und die Nistmöglichkeiten abgenommen haben.

Die wissenschaftliche Artbezeichnung tinnunculus weist auf den Ruf des Turmfalken hin. Übersetzt bedeutet das Wort tinnunculus etwa «klingend» oder «schellend».

Die heute im deutschen Sprachgebrauch übliche Bezeichnung Turmfalke weist darauf hin, dass Turmfalken auch menschliche Bauwerke als Brutplatz nutzen und dabei bevorzugt in den obersten Regionen nisten. Neben der Bezeichnung Turmfalke existieren noch eine Reihe weiterer Trivialbezeichnungen, die regional sehr unterschiedlich sind. Namen wie Rüttelfalke oder Rüddelgeier weisen auf den charakteristischen Flug hin; Mauer-, Dom- oder Kirchfalke auf die in menschlichen Siedlungen bevorzugten Nistgelegenheiten.

Der Turmfalke ist in der Schweiz verbreitet. Heute leben ca. 3’000- 5'000 Paare in der Schweiz. An seinen Lebensraum (Kulturland, Siedlungen, Gebirge) stellt der gerngesehene Mäusejäger keine allzu grossen Ansprüche, nur muss er offen sein und Nistmöglichkeiten bieten. Man findet ihn deshalb sowohl in der Ebene wie auch in den Alpen. Manchmal brütet er sogar mitten in Grossstädten.

Auf der Jagd begibt er sich mitunter in Höhen bis über 3000 m, Horste wurden bis auf 2850 m gefunden. Während der Turmfalke in Südeuropa und Nordafrika gerne in Kolonien brütet, die mehrere Dutzend Brutpaare umfassen können, nisten in der Schweiz in der Regel nur Einzelpaare. Als Horst bezieht er vielfach ein altes Krähennest auf einem einzeln stehenden Baum, eine Nische in einer Felswand oder in einem Gebäude. Gern benutzt er auch speziell für ihn hergerichtete Nistkästen, etwa an Feldscheunen.

Typisch für den Turmfalken ist seine auffällige Jagdweise: Er fliegt über ein Feld, stellt sich plötzlich gegen den Wind und verharrt dank seinem Rüttelflug während einiger Zeit an der gleichen Stelle, von der aus er nach Mäusen Ausschau halten kann. Sein schrilles «Kie-kie-kie-kie» hört man meist nur, wenn die Vögel miteinander spielen oder das Männchen beim Balzen das Weibchen jagt. Gelegentlich stellt sich das Männchen gegen den Wind, stösst dann auf das Weibchen zu, das auf einem Busch sitzt, berührt es fast und fliegt wieder hoch. Dieses Schauspiel wiederholt sich mehrmals.

Der Turmfalke wurde in den Niederungen seit den sechziger Jahren wesentlich seltener. Dies wird mit der Modernisierung der Landwirtschaft in Verbindung gebracht: diese hatte raschwüchsigere, dichter stehende Kulturen und damit schlechter bejagbare Flächen und eine geringere Beutetierdichte zur Folge.

Merkmale

Ziegelrote Oberseite; spitze Flügel und langer Schwanz; beim Männchen sind Kopf, Bürzel und Schwanz blaugrau, Schwanz am Ende mit schwarzer Binde; beim Weibchen ist der Schwanz gestreift und hat ebenfalls eine schwarze Binde; kennzeichnender Rüttelflug.

Der Turmfalke ist ca. 34-35 cm gross und hat ein Gewicht von ca. 190-300 gr. Seine Flügel haben eine Spannbreite von rund 75 cm. Wie für Falken typisch, verfügt der Turmfalke über 15 Halswirbel. Er ist in der Lage, die Halswirbelsäule um etwa 180° zu drehen. Sitzt er aufgebaumt auf seiner Warte, ist es ihm damit möglich, ein Blickfeld von etwa 220° zu beobachten, ohne den Körper bewegen zu müssen.

KNL- Mitglied Kurt Schlegel


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